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menzusetzen, die verleimt und mit einem
Eisenring umspannt wurden. Um 1915 be-
gann man, auch die Karren selbst zu bema-
len, zunächst mit Blumen, in den 1920er
Jahren dann auch mit Hintergrundfarben,
wobei sich Orange nach einiger Zeit als
Standardfarbe überall durchgesetzt hatte.
Immer fantasievoller wurden die Motive
und Farbkombinationen, und längst war die
Fertigung der Ochsenkarren nicht mehr
dem Zentraltal allein vorbehalten und gab
es Wettbewerbe um den schönsten Karren.
Der letzte dieser Wettbewerbe im Jahre
1940 wurde im Nationaltheater in San José
abgehalten. Doch nicht nur die Bemalung
war entscheidend, sondern auch der richti-
ge „Klang“. Ein Karren, der bei der Fahrt
nicht das typische Quietschgeräusch ab-
gab, galt als mindere Qualität und schlecht
gebaut.
Als dann Mitte der 1960er Jahre die
Nachfrage zurückging, zeichnete sich nach
und nach ein neues Käuferpotential ab: im-
mer mehr Touristen verspürten den drin-
genden Wunsch, sich einen dieser bunten
Kunst-Stücke in den Vorgarten oder gar ins
Wohnzimmer zu stellen. Also begann man,
auch verkleinerte Versionen zu produzie-
ren. Heute gibt es sie in allen Größen und
Formen zu kaufen. Längst werden auch
Milchkannen und andere Gegenstände be-
malt.
Heute sind die Gefährte auf den Straßen
des Landes selten geworden, nur manch-
mal sieht man noch auf der Nicoya-Halbin-
sel oder in anderen abgelegenen Regionen
einen schmucklosen Karren, die Holzräder
oft durch Gummireifen ersetzt. Die traditio-
nellen bunten Exemplare sind inzwischen
sowieso schon viel zu teuer, um damit Kaf-
feesäcke zu transportieren: Ein bemalter
Ochsenkarren kostet um die 1000 $, kleine
Souvenir-Karren für die Haus-Bar werden
ab etwa 150 $ verkauft.
Wer Mitte März durch Costa Rica reist,
sollte sich den großen Ochsenkarren-Um-
zug in Escazú nicht entgehen lassen (siehe
Festtagskalender).
184cr Foto: dk
Die bunten
Ochsenkarren
Die bemalten Ochsenkarren sind in Costa
Rica fast so etwas wie ein nationales Sym-
bol. Der Gebrauch der - zunächst unbe-
malten - Fuhrwerke geht auf das 17. Jahr-
hundert zurück. Die eigentliche Erfolgsge-
schichte der carretas begann aber erst viel
später, als Mitte des 19. Jahrhunderts mit
der Nachfrage nach Kaffee auch der Bedarf
an Ochsenkarren wuchs. Bald entstanden
die ersten speziellen Ochsenkarren-Fabri-
ken, und gegen Ende des 19. Jahrhunderts,
als nach Fertigstellung der Eisenbahn-
strecke zum Karibikhafen Limón der Kaffee
auf die Bahn verladen wurde, waren die
Ochsenkarren bereits überall verbreitet.
Bunt wurden die Gefährte aber erst zu
Beginn des 20. Jahrhunderts, und zunächst
auch nur die Räder: Fructuoso Chaverri war
der erste, der im Jahre 1903 in der Werk-
statt seines Vaters damit begann, die Räder
eines Karrens mit einen weiß-blauen Stern
auf rotem Hintergrund zu bemalen - den
Nationalfarben Costa Ricas.
Damals hatte man zur Herstellung der
Räder massive Holzscheiben aus den Stäm-
men von Zedern und anderen Baumriesen
herausgeschnitten. Als es dann immer
schwieriger wurde, Baumstämme entspre-
chender Größe zu besorgen, ging man da-
zu über, Räder aus 16 Holzkeilen zusam-
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