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I. Materie im antiken und mittelalterlichen Weltbild
In der frühen Kultur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte
wurden unterschiedliche Kriterien und Meßverfahren für z.B.
Größe, Gestalt, Widerstand und Schwere von Stoffen benutzt.
Die Materiebegriffe unserer technisch-wissenschaftlichen Le-
benswelt sind selbst Konstrukte und Resultate dieser Entwick-
lung.
1. Von der Urmaterie zu den Vorsokratikern
Die Anfänge menschlicher Erfahrung mit Stoffen verlieren
sich in der Evolutionsgeschichte der Menschheit. Seit ca. 3000
Jahren v. Chr. verwandeln sich einige Bauernkulturen des
Nahen Orients in Stadtkulturen, also Hochkulturen mit älte-
sten schriftlichen Urkunden über die Beschreibung und Nut-
zung von Stoffen. Das Anwachsen des Handels und der stei-
gende Güteraustausch erfordern verläßliche Verfahren, um
auch größere Mengen von Gütern wie Getreide und Metalle
bestimmen und vergleichen zu können. In ägyptischer Tradi-
tion erhält die Waage sogar religiöse Bedeutung und wird als
Symbol der Gerechtigkeit herausgestellt. Volumen und Ge-
wicht gelten also bereits sehr früh als meßbare Eigenschaften,
mit denen verschiedene Stoffe verglichen werden können.
Ob es einen Urstoff oder ein Urprinzip für alle stofflichen
Erscheinungen gibt, diese Grundfrage stellten sich erstmals die
vorsokratischen Naturphilosophen. Jedenfalls erklärte Thaies
von Milet (625-545 v. Chr.) den Ursprung des Lebens aus
dem Wasser bzw. Feuchten. Verwiesen wird dazu auf die Be-
obachtung, daß die Nahrung und die Samen aller Lebewesen
feucht und der natürliche Untergrund für die feuchten Dinge
das Wasser sei. Gegensatzpaare von Stoffeigenschaften wie
etwa Trockenes und Feuchtes, Warmes und Kaltes sind zen-
tral für die vorsokratische Naturphilosophie. Von diesen be-
stimmbaren Stoffeigenschaften unterscheidet Anaximander
(610-545 v. Chr.) den Bereich des Unbestimmten und Mar-
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