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kierungslosen (ápeiron). In aristotelischer Tradition wird dar-
aus ein unbestimmter Urstoff, aus dem alle Stoffeigenschaften
entstanden sind. Anaximenes (gest. 525 v. Chr.), der dritte
miletische Naturphilosoph, erklärt die Vielfalt der Stoffe
durch Verdichtung und Verdünnung der Luft (aêr) als ge-
meinsamen Urstoff. 1
Heraklit von Ephesus (ca. 500 v. Chr.) führt aus, wie sich
alle Zustände der Materie als unterschiedliche Formen des
Urstoffes ,Feuer' verstehen lassen. 2 Heraklits Ausführungen
über den Urzustand des Feuers erinnern den modernen Leser
an das, was wir heute Energie nennen. Die Energie ist tat-
sächlich der Stoff, aus dem alle Elementarteilchen, alle Atome
und daher überhaupt alle Dinge gemacht sind, und gleichzei-
tig ist die Energie auch das Bewegte. Bemerkenswert ist die
Heraklitsche Annahme, daß gegensätzliche Zustände und
Veränderungen der Stoffe durch ein verborgenes Weltgesetz
(logos) der Harmonie in Einheit gehalten werden. Die Har-
monie der Natur drückt sich nach Pythagoras in der Einheit
von arithmetischen, geometrischen, astronomischen und mu-
sikalischen Proportionen aus. Die Pythagoreer formulieren die
für die neuzeitliche Naturwissenschaft folgenschwere Auffas-
sung, daß alle Veränderungen der materiellen Welt auf unver-
änderlichen Zahlengesetzen beruhen.
Parmenides von Elea (ca. 500 v. Chr.) kritisiert die Vorstel-
lung ständiger Veränderung als bloße Sinnestäuschung. Tat-
sächlich gibt es nur Seiendes, das von Nicht-Seiendem streng
zu unterscheiden sei. Ohne Veränderung und Bewegung ist
das Seiende überall gleich beschaffen. Parmenides gelangt so
zum Bild einer Welt, die wie eine feste, endliche, einheitliche
Kugel ohne Zeit, ohne Bewegung und Wechsel ist. Die vorso-
kratische Naturphilosophie scheint alle denkmöglichen Mo-
delle der Materie ausloten zu wollen. Nachdem Wasser, Luft
und Feuer als Urelemente benannt worden waren, lag es nahe,
sie insgesamt als Rohmaterialien der Welt aufzufassen. Das
war der Ansatz des Empedokles (492-430 v. Chr.), der den
Elementen Feuer, Wasser, Luft noch die Erde als viertes Ele-
ment hinzufügte.
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