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Diese Art Ausbruch kann ich empfehlen. Er ist schnell umsetzbar. Und man wird ihn
nicht vergessen - wenn man sich Zeit nimmt. Solch eine Fahrt ist auch gut und gesund,
wenn sie nur über wenige Wochen geht, doch sie prägt sich noch stärker ein, wenn man
einen ganzen Sommer lang seinem Alltag entflieht. Davon kann man dann Jahre zehren.
Normalerweise fühlt man sich anschließend gestärkt und neu belebt. Meine Frau meint
allerdings: »So einfach ist das nicht. Nicht jeder, der sich eine Auszeit wünscht oder nötig
hat, hat die Möglichkeit, sie mit einem Segelboot umzusetzen. Es gibt im Normalfall die
Familie, den Beruf, die festen Kosten. Und was ist, wenn ich von meinem Segelsommer
zurückkomme?« Doch auch dafür gibt es häufig Lösungen, wenn man wirklich will. Und:
Zur Gesundung gehört von vornherein Aufgeben, um danach völlig neu anzufangen.
Eine Einschätzung bleibt: Warum zum Arzt gehen, wenn es mit einem Boot so viel ein-
facher ist und so viel mehr Nutzen für mich bringt? Erst kürzlich hat eine Frau Segelurlaub
von ihrer Krankenkasse genehmigt bekommen.
Gut, dann gibt es natürlich noch die dritte Variante für die große Auszeit: Seesegeln. Mit
einem seetüchtigen Segelschiff loszufahren, um sich zu verändern und Gelassenheit zu
gewinnen, ist ein völlig anderes Kaliber. Dafür ist es allerdings sehr wichtig, das richtige
Boot, die richtige Ausrüstung zu wählen. Das kostet Zeit, dafür braucht man Wissen
und muss auch mehr Geld hinlegen. Voraussetzung für einen gelungenen Segeltörn sind
Rumpf, Takelage, Ruderanlage des Bootes. Dicht sollte das Boot ebenfalls sein und eine
gute Maschine haben. Das wäre die wünschenswerte Basis. Die allerneuesten Modelle
der modernen Werften sind für entschleunigtes Reisen auf dem Wasser eigentlich weni-
ger geeignet. Nichts daran ist nachhaltig. Nichts daran ist vernünftig. Die Technik löst
manuelles Segeln ab: Rollreff und Elektrowinden für die Segel, eine Tauchplattform am
Heck, Mikrowelle, CD-Spieler, Seekartenplotter, Kaffeemaschine, Heizung. Weder kom-
munikative Einbindung noch Kühlung und fließend Wasser fehlen. Auch sonstige Konsum-
wünsche lassen sich leicht erfüllen. Doch wenn all dieser Plunder aus unserem Alltagsleben
mit an Bord kommt, lässt sich schwerlich in eine effektive Auszeit starten. Sicherheit und
Wohlbefinden sind wichtig, und vor allem sollte man den Kopf frei haben fürs Segeln.
Wer in See sticht, soll sich in erster Linie dem Segeln hingeben - das ist und bleibt für
mich das Wesentliche. Eine Voraussetzung dafür ist, dass man möglichst wenig Technik
zu warten hat, nichts reparieren muss und sich nicht durch fremdbestimmte Aufgaben wie
Bloggen ablenkt. Nur so hat man die Möglichkeit, schön langsam zu leben und nicht im-
merzu ans Materielle zu denken.
Damit bekommt die Erfahrung des Segelns einen ungeahnten Tiefgang. Und dies unab-
hängig davon, für welche Variante man sich entscheidet: Ob man mit einer Jolle die Dän-
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