Travel Reference
In-Depth Information
ganz plötzlich auftauchen, egal wie alt man ist. Fragen, auf die ich oft keine Antwort geben
konnte, weil ich selbst hin- und hergerissen bin. Doch ich weiß: Es gibt auf unserer Welt
eine große Sehnsucht, ein großes Bedürfnis nach Mächten, die stärker sind als der Mensch.
Solche Mächte spürte ich vor allem in der Wüste Sinai am Fuße des Mosesberges, wo
ich mit Aaron eines Nachts unter glitzerndem Sternenhimmel vor dem Biwak lag. Und
während mein Sohn die Sternschnuppen zählte, blätterte ich im Licht der Taschenlampe in
einem kleinen Buch, wo ich ein Zitat des antiken Philosophen Epiktet fand: Es gibt keinen
Hades, keinen Acheron, keinen Strom der Tränen und keinen Strom der Flammen, sondern
alles ist voll von Göttern und göttlichen Wesen. Wer zu denken vermag, wer Mond und
Sterne sieht und sich am Meer und an der Erde freut, gibt es für den noch Verlassenheit
und Not?
Wenn ich heute Rückschau halte, bin ich sehr glücklich, dass ich im Laufe der Jahre
mit meinen Söhnen so viele Wochen in den unterschiedlichsten Wüstenregionen verbracht
habe. Denn all die gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen wurden zu unvergesslichen
Erinnerungen, die jeder von uns in seinem »inneren Rucksack« trägt. Und diesen »Ruck-
sack« öffnen wir hin und wieder, immer dann, wenn wir zusammensitzen und einer so
ganz beiläufig fragt: »Weißt du noch?« Dann tauchen wir ein in jene Zeit, als Aaron und
Dirk Appetit auf die Fremde bekamen, als sie eine exotische Welt jenseits unserer vier
Jahreszeiten erlebten und die Wüste für sie zum Abenteuerland wurde.
Das sind wunderbare Momente der Nähe.
Und immer sind wir uns dann einig, dass es lohnt, wenn man sich im Leben etwas zut-
raut, seine Leistungsgrenzen mutig verschiebt, um etwas Einmaliges und Wertvolles zu er-
leben.
Search WWH ::




Custom Search