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Von der Syrischen Wüste ins wilde
Kurdistan
Achill Moser
In der Wüste hatte ich eine Freiheit gefunden, die in der
Zivilisation nicht zu erlangen ist, ein Leben, das kein Besitz
behindert, da alles, was nicht lebensnotwendig ist, eine Last
bedeutet.
Wilfred Thesiger, Die Brunnen der Wüste
Schweißgebadet lag ich in einer Erdmulde zwischen Steinbrocken. Meine Nerven flatterten,
jeder Muskel war angespannt. Neben mir kauerten drei wilde Gesellen, gekleidet in weite
Pluderhosen, enge Westen und dicke Jacken. Darüber breite Patronengurte. Auf dem Kopf
ein schwarzweiß gemustertes Tuch, das wie ein Turban gewickelt war. Kemils wet-
tergegerbtes Gesicht umwucherte ein langer Vollbart, während Ahmed und Mohammed
dunkle Oberlippenbärte trugen. Kurdische Rebellen, die Gewehre im Anschlag.
Der Tag, an dem ich zwischen die Fronten geriet, war ein Donnerstag im Jahr 1989. Es
war fast Mitternacht und Anfang August. Der Mond warf nur einen schwachen Abglanz
auf die zerschundenen Berghänge Kurdistans, kantige Umrisse vor dem sternenklaren Him-
mel, als wir in der Stille der Nacht deutlich Geräusche hörten. Steine kullerten, sprangen
über Felsblöcke, Astwerk knackte. Dann laute Stimmen, fast metallisch, im Befehlston. Eine
türkische Militärstreife. Der Feind. Augenblicke später knatterten Salven von Maschinen-
pistolen. Ich zuckte zusammen, wollte davonrennen, doch Kemils Arm hielt mich zurück,
zog mich hinter hohe Felsblöcke.
»Bleib unten!«, flüsterte er.
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