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---25 1992 betrug das Budget der US-Regierung für solche Operationen 1,2 Milliarden Dollar. General „Mad Max“ Thur-
man, Kommandeur der US Southern Command, formulierte es so: „Der lateinamerikanische Drogenkrieg ist der einzige
Krieg, den wir haben.“
„Und was hat das alles mit dir zu tun?“ Mark brachte uns über seine Rückreise von Bolivi-
en auf den neuesten Stand. Nachdem wir uns in Milluni getrennt hatten, hatte er einen
LKW gefunden, der geheimnisvollerweise am Fuß des Bergs gewartet hatte - als wenn er
nur darauf gewartet hätte, Mark mitzunehmen. Zurück in La Paz hatte er Jenny ausfind-
ig gemacht. Ein paar Nächte waren sie im La Luna herumgehangen, wo ein chilenischer
Flötenspieler an ihrem Tisch gesessen war und mit Tränen in den Augen seine eigenen
Kompositionen gespielt hatte. Mark hatte sich so inspiriert gefühlt, dass er sich selbst eine
Queña - die Flöte der Anden - gekauft hatte.
Dann hatte Jenny den Vorschlag gemacht, drei Kilo bolivianisches Kokain durch Peru nach
Quito zu bringen. Da in Ecuador nur wenig Kokain produziert wird, ist es dort viel teurer.
Sie hatte einen Kontaktmann, einen reichen Chilenen, der alles auf einmal kaufen wollte.
Ein einziger Deal, kein Ärger und ein fetter Profit. Es klang einfach. Mark stimmte zu.
Sie wohnten zwei Wochen bei Jennys Familie in Miraflores, dem Mittelklasse-Vorort von
Lima, wo Jennys hübsche jüngere Schwester ständig versuchte, Mark zu verführen. Weder
bei der Grenzüberquerung von Bolivien nach Peru noch von Peru nach Ecuador hatten sie
Probleme. Aber in Quito war Jennys chilenischer Freund nicht interessiert. Er hatte gerade
erst eine Lieferung von jemand anderem erhalten.
Nun hatten Mark und Jenny eine ziemliche Menge Kokain und keinen Plan, um es
loszuwerden. Jenny ging zur Avenida Amazonas, Quitos Hauptstraße, und begann, es je-
dem anzubieten, den sie kannte. Wie es schien, kannte sie jeden. Was Mark nervös machte
war, dass die Menschen meistens auf der anderen Straßenseite waren. Und Jenny hatte eine
sehr laute Stimme.
Sie versteckten einen Batzen von dem Koks im Hotel über einer Styroporplatte in der
Badezimmerdecke. Am nächsten Morgen war es verschwunden. Mark beschloss, sich von
ihr zu trennen. Während Jenny draußen potenzielle Kunden anschrie, wechselte er das
Hotel.
Dann fiel ihm auf, dass ihm jemand folgte: Ein hochgewachsener Amerikaner mit
Kurzhaarschnitt und Sonnenbrille, schick angezogen und mit glänzenden schwarzen
Schuhen. Mark hatte die Theorie, man könnte Zivilbullen an der Gewohnheit erkennen,
dass sie ständig ihre Schuhe polieren. Inzwischen waren aber drei Tage vergangen, seit er
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