Travel Reference
In-Depth Information
würde dem, was ich sagte, jemals die geringste Beachtung schenken. Nicht, dass das meine
Aufgabe war. Aber immerhin hatte ich die ganze Arbeit mit der Reiseplanung gehabt.
„Du hast die Tickets, die Versicherung, die Route und was wir mitnehmen und alles organ-
isiert … was ist meine Aufgabe?“, hatte Mark gefragt. „Du kannst die Drogen besorgen“,
hatte ich vorgeschlagen. Mark hatte den kompletten Flug verpasst und ihn um drei Wochen
verschoben, während er sich durch die ca. 2000 Magic Mushrooms hindurchgearbeitet
hatte, die in seinem Wohnzimmer trockneten. So kam es, dass Melissa und ich schon in
Quito auf ihn warteten. Ich wusste, wenn Mark nach Südamerika kam, würde richtig Sch-
wung in die Bude kommen. Ich wusste auch, dass er furchtbar nerven würde. Wie sich
herausstellte, hatte ich in beiden Hinsichten Recht.
Drückeberger
Mark war wahrscheinlich der intelligenteste Mensch, den ich kannte. Auf jeden Fall dachte
er das. Ich erinnere mich daran, wie Mark mir, während wir vor ein paar Jahren beim Gla-
stonbury Festival herumliefen, die ganze Nacht lang erklärte, warum Sinus- und Cosinus-
Funktionen für das Funktionieren des gesamten Universums entscheidend sind. Das alles
ergab Sinn. Während er sprach, erwachten Sinus- und Cosinus-Funktionen zum Leben, tan-
zten über die Felder und sangen in der Luft. Sie bedeuteten mir etwas. Ich vergaß jedes
Wort sofort wieder. (Na ja, ich war auf einem Trip.) Die meisten Leute, die über Mathe,
Chemie und solches Zeug länger als, sagen wir, drei Sekunden reden, rangieren gesell-
schaftlich nur knapp unter einem Fußpilz. Aber Mark konnte so etwas rüberbringen, sogar
bei Leuten, die ich für ernsthaft gefährlich hielt - z.B. bei Leuten, die Autos stahlen, um
vom Pub nach Hause zu kommen. Natürlich hatte es auch etwas damit zu tun, dass er im-
mer der letzte war, der in jedem Drogen-Wettbewerb noch auf den Beinen stand. Einem
wie ihm stand es zu, über Cosinus-Funktionen zu reden.
Ursprünglich hatte ich Mark an der Universität kennen gelernt, wo er Anthropologie und
ich Politik studiert hatte. Die letzten zwei Jahre war er allerdings arbeitslos gewesen
- und glücklich dabei. Dazwischen war er der „nordeuropäische Verkaufsleiter“ einer
amerikanischen Computerfirma gewesen. Was ihm an dem Job gefallen hatte (abgesehen
von dem riesigen Gehalt und den Reisen nach Südkalifornien, „wo die Mädchen durch-
drehen, wenn sie einen englischen Akzent hören“), war sein Büro - das „Verkaufsbüro für
Nordeuropa“: Es bestand aus einer Person und befand sich in seinem Wohnzimmer. Es
war genau das Zimmer, wo er sein Dope aufbewahrte. Die Firma wurde durch eine andere
übernommen. Mark wurde eingespart. Er kompensierte seinen massiven Einkommensver-
Search WWH ::




Custom Search