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Die Entstehung des Menschen - einmal anders gesehen
Melissa war im Zelt und rolte einen Joint. Wir wussten das, weil sie ihre Hände direkt
neben die Taschenlampe hielt, wodurch sie den ganzen Vorgang in Vergrößerung als
Schattenspiel an die Zeltwand projizierte, was ihren Versuch, diskret zu sein, eher ins
Gegenteil verkehrte.
Mark begann, mir von einem Buch zu erzählen, das ihm in Vilcabamba in die Hände
gekommen war: Food of the Gods (Das Essen der Götter) von Terence McKenna. Es war
die Art von wilder Spekulation, die Mark und ich liebten. McKenna spekulierte, dass hal-
luzinogene Pflanzen (er schlug Psilocybin-Pilze vor) ein Katalysator waren, der bei frühen
Menschen zum plötzlichen Erscheinen des Selbstbewusstseins führte.
Man stelle sich, wenn man so will, unseren protomenschlichen Vorfahren vor, der aus
Versehen ein paar „Magic Mushrooms“ schluckte und … sich etwas merkwürdig fühlte.
Plötzlich kam ihm - oder ihr - die Frage in den Sinn, die sich die Menschen auf einem
Trip seitdem immer gestellt haben: „Wo zum Teufel bin ich hier?“ Daraus entwickelten
sich Bewusstsein, Sprache, Philosophie, Psychologie, Geographie, Religion und ein ganzer
Werkzeugkasten von sonstigen -phien und -logien. McKennas Version ist etwas kompliz-
ierter, aber im Prinzip hätte der schwarze Monolith im Film 2001 die Form eines Magic
Mushrooms haben sollen. Pilze setzten die Entwicklung der Gattung Mensch in Gang. Aus
welchem Grund auch immer - es gab in der Tat eine plötzliche Explosion der menschlichen
Intelligenz. Selbstwahrnehmung, Spiritualität, Sprache: All das, was uns als „Menschen“
auszeichnet, erschien - gemessen an der Dauer der Evolution - quasi im Bruchteil einer
Sekunde.
McKenna argumentierte weiter, dass diese magischen Pflanzen wegen ihrer geheimnisvol
en Macht sicherlich als heilig angesehen wurden. Er gibt einige Belege, die darauf hindeu-
ten, dass sich frühe Religionen um den rituellen Gebrauch solcher Pflanzen drehten.
Dieses halluzinogene Sakrament hätte bei unseren Vorfahren ständig die unmittelbare Er-
fahrung von der magischen Energie der Natur um sie her erneuert und ihnen einen Weg bis
in das heilige Innere der Natur gebahnt, wie kein theologischer Text das jemals vermocht
hätte.
Der dritte Schritt in McKennas Theorie besagt, dass sich (aus welchem Grund auch immer)
unsere Einstellung zur Natur verändert hat, als wir aufhörten, solche Pflanzen zu ver-
wenden. Die Pflanzen waren unsere Verbindung zu dieser grundlegenden natürlichen En-
ergie. Diese Verbindung wurde abgetrennt. Das alles wird unterstützt von der Idee, dass
Pflanzen wie San Pedro eine Art „Stimme in der Natur“ enthalten, die die Schönheit und
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