Travel Reference
In-Depth Information
von Touristen besucht; sie werden weitgehend von Guerillas und Drogenkartellen kontrol-
liert. Die Straßenverbindungen sind schlecht und können bei Regen unpassierbar werden.
Stattdessen tröpfeln ein paar wenige Rucksacktouristen über San Agustín und Bogotá nach
Norden an die Karibik. Das war unser Plan.
San Agustin
Der Expressbus über Ipiales nach Norden war eine Offenbarung. Ein moderner Mercedes,
so komfortabel wie ein beliebiger Bus in Europa - mit Klimaanlage und rundum intakten
Fenstern. Die Reifen hatten sogar ein Profil. Das ging so weiter, bis wir in Popayán um-
stiegen. Dann verwandelten sich die regionalen Busse wieder in die verbeulten Karren mit
zerrissenen Sitzen, fehlenden Fenstern und Bergen von Gepäck auf dem Dach. Die Land-
schaft glich das aus: Üppig bewachsene, wellige Berge, hübscher und einladender als die
schroffere Landschaft des Altiplano . San Agustín schmiegte sich in diese grünen Berge.
Es war ein schläfriger Ort voller alter weißgetünchter Häuser mit roten Ziegeldächern und
grünen hölzernen Fensterläden, von deren Balkonen Blumen herabhingen.
Die Straßen waren ruhig. Es gab ein paar alte Klapperkisten, aber die meisten Menschen
gingen entweder zu Fuß oder ritten auf Pferden. Es war tatsächlich wie im „Wilden
Westen“. Reiter in Ponchos und ledernen Cowboy-Hüten mit Lederquasten galoppierten
vorbei; sie lehnten sich im Sattel zurück, streckten die Steigbügel nach vorn und hielten
die Zügel nach Cowboy-Art in einer Hand. Sie hielten vor einer Bar, banden das Pferd an
einen Pfosten und gingen durch eine Schwingtür in den Saloon. Beinahe erwartete man,
dass sie in einem Kugelhagel wieder herausgelaufen kämen. Vor jeder Bar wartete geduldig
eine Reihe Pferde. Oft trug der Barkeeper einen Gast über seiner Schulter heraus und warf
ihn über den Rücken seines Pferdes. Dann wurde es losgebunden und trottete nach Hause,
seinen bewusstlosen Reiter im Sattel.
Als wir aus dem Bus stiegen, winkte uns ein örtlicher Touristenführer. Er hieß Stefano und
konnte uns alles zeigen. Er half uns, unsere Taschen vom Dach des Busses zu laden. „Wollt
ihr Pferde? Wollt ihr die Statue sehen?“, fragte er. San Augustín war berühmt für hun-
derte mysteriöser Steinstatuen in den umgebenden Bergen. Aus diesem Grund kamen die
Touristen hierher. Vielleicht, sagten wir. „Wollt ihr Ganja? Kokain? Mädchen? Psillos? Ich
kann euch ein gutes Hotel zeigen.“
Stefano war freundlich, Anfang dreißig und hatte ein bereitwilliges Lächeln. Er war aus
Cali hergezogen. „Meine Freunde haben gesagt, ich wäre verrückt. ‚Stefano', haben sie
Search WWH ::




Custom Search