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keine Wiederkehr gab. Die Schamanen sagen, wer Wissen sucht, muss die Angst besiegen.
Die Angst vor dem Verlust des Ich. Das Ich schreit: „Nicht nachgeben!“
Eine betrunkene Comic-Figur
Delfin steht über mir und sagt etwas. „Wir müssen zu Laureanos Haus zurückgehen. Es
wird regnen.“ Ich schwanke hin und her wie eine betrunkene Comic-Figur. Meine Arme
hängen schlaff herab. Mein Kinn hängt vorne auf meiner Brust. Anscheinend kann ich
weder meinen Körper aufrecht halten, noch meine Bewegungen koordinieren. Mark und
Melissa scheinen sich mehr unter Kontrolle zu haben. Sogar Herbert scheint sich im Griff
zu haben. Mark und er lachen. „Die Sterne drehen sich im Kreis“, sagt Mark. Oder etwas
in der Art. „Im Kreeeeiiiiis.“ Seine Worte fließen und hallen, strecken sich und hängen in
der Dunkelheit.
„Sie bewegen sich so schnell“, sagt Herbert. „Sie sind total unscharf und verschwommen
… verschwomeeeen.“ Mein Kopf hängt herab, ich starre auf meine Füße und die Kies-
elsteine am Boden. Glatte, runde Kieselsteine von der Größe eines Eis. Ich will mich
wieder hinlegen. Das Gehen fällt mir schwer. Wessen Füße sind das? Ich klammere mich
an Melissa, sehe den anderen vor uns zu und zwinge meine Glieder, zu reagieren. Gott sei
Dank ist Melissa da. Die anderen sind weit voraus. Sie verschwinden in der Dunkelheit.
Bald werden wir uns verlassen im Wald wiederfinden. Wir sind stundenlang gelaufen. Eine
Ewigkeit. Ich liege auf meiner Matte auf dem Boden in Laureanos Haus und spreize Arme
und Beine aus. Ich beobachte das Dach und die Wände, die vor lauter Energie in geomet-
rischen Mustern explodieren, und lausche den fremdartigen Rufen der Nacht. Es ist Mor-
gen. Ich sehe mich benommen um. Ich bin wieder in der normalen Welt. Eigentlich bin ich
im Dschungel, aber im Augenblick erscheint mir das ziemlich normal. Laureano bringt uns
Frühstück: Reis, Dosenfisch und Bananen, alles gebraten. Jemand gräbt, um einen Obst-
baum vor dem Haus zu pflanzen. Wir essen still und denken über den Wald nach.
Das Universum ist eine einzige grosse Wurst
In einem Antiquariat in Quito hatte ich ein Buch über Schamanismus gekauft. Ich las den
anderen daraus vor. „Ein universeller Aspekt des Schamanismus“, las ich, „ist das Gefühl
des schlechthinnigen ‚Lebendig-Seins' des Universums. Das ganze Universum lodert vor
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