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sherum war gerodet und mit Blumen und Obstbäumen bepflanzt worden. Hühner und drei
kleine Kinder rannten im Schmutz herum.
Das Hauptgebäude war in zwei Räume geteilt. Der hintere Teil war die Küche mit einer
Feuergrube in der Mitte auf dem Boden. Der vordere Teil war halb überdacht und halb
Balkon. Es gab keine Möbel. Wir schliefen auf diesem Balkon, während die Familie im
zweiten Gebäude schlief. Wir breiteten unsere Schlafsäcke und Moskito-Netze aus und
ruhten uns aus. Der Balkon gestattete einen herrlichen Blick durch die Bäume auf den
Fluss. Wir gingen schwimmen. Die Strömung war so stark, dass man gerade noch auf
demselben Fleck bleiben konnte, wenn man kräftig schwamm. Als wir herauskamen, war
Marks Rücken mit hundert winzigen Sandfliegen-Bissen bedeckt. Sonst schien niemand
gebissen worden zu sein.
Am nächsten Morgen waren Marks Bisse verschwunden. Wir anderen hatten große
Ausschläge. Mir war das ein Rätsel. „Hatte ich euch nicht gesagt, dass ich ein Schamane
bin?“, witzelte Mark.
Das Zentrum des Lebens auf der Erde
Am nächsten Morgen gingen wir nach einem Frühstück aus Reis, Fisch und Bananen in
den Wald. Laureano wurde von einem weiteren Cofan, Delfin, begleitet - einem stämmi-
gen, untersetzten Mann mit einem ordentlichen Gregory-Peck-Schnurrbart und einem ver-
schmitzten Funkeln in den Augen. Er wirkte verkatert.
Laureano und Delfin schlugen mit Macheten auf den Vorhang aus Ästen ein, der über den
Weg gewachsen war, seit dieser das letzte Mal benutzt worden war. Nach zwei Stunden er-
reichten wir unser Camp - zwei Plattformen auf Stelzen, die in rund 20 Metern Entfernung
zueinander auf einer kleinen Lichtung standen. Die eine war für Laureano und Delfin, die
andere für uns. Die Plattformen waren von einem Dach aus Ästen überdacht, aber nach den
Seiten hin zum Dschungel offen. Laubwerk reichte bis an jede Ecke der Plattformen heran.
Die nächsten vier Tage zeigten uns Delfin und Laureano den Dschungel. 26
---26 Theoretisch ist der „Dschungel“ nur ein Teil des Ökosystems eines Regenwaldes. Die Äste riesiger Bäume bilden
ein hohes Blätterdach, das das Sonnenlicht abhält und das Wachstum der Pflanzen darunter einschränkt. Wenn ein großer
Baum umfällt, lässt er das Sonnenlicht durch eine Lücke im Blätterdach hindurch, was tausende Pflanzen anregt, zu wach-
sen und sich gegenseitig zu verdrängen. Diese undurchdringlichen Bereiche sind der „Dschungel“. Irgendwann wird ein
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