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Erster Tag
Endlich war es so weit. Ich fuhr los.
Das Wetter war nicht berauschend, der Himmel leicht bedeckt. Es war mäßig
warm. Ich kletterte also vor meinem Haus und den skeptischen Augen meiner
beiden Mitbewohner auf das voll bepackte Rad. Die ersten Meter kam ich nur sehr
wackelig voran. Nie zuvor hatte ich so viel Gepäck aufgeladen gehabt. Das ergab
ein ganz neues Fahrgefühl. Aber nachdem ich die Stadt durchquert hatte, gewann
ich an Sicherheit und auf dem Radweg neben der Landstraße hinter Stuhr, begann
ich mich wohlzufühlen.
Ich folgte brav dem vorgegebenen Radfernweg in Richtung Heiligenrode und
radelte hinter Klosterseelte auf einem Sandweg in ein Wäldchen, wo ich auf dem
Grünstreifen vor dem Unterholz drei verschmitzt herüberlugende junge, dunkel-
braune Pelztiere mit buschigen Schwänzen entdeckte, von denen ich bis heute
nicht weiß, ob es sich um kleine Iltisse, Marder oder den Nachwuchs von Füchsen
handelte, der zu lange auf der Sonnenbank gelegen hatte. Leider konnte ich mich
nicht ausgiebig mit ihnen beschäftigen, weil sich ein Landrover näherte, aus dem
ein Ehepaar in Jagdkleidung und voller Bewaffnung stieg, bei dessen Anblick die
Tierchen sich vorsichtshalber eilig in die Büsche schlugen. Ich hätte es ihnen am
liebsten gleich getan, denn die unter den Schultern auf mich gerichteten Waffen und
die misstrauischen Blicke, mit denen ich gemustert wurde, ließen mich nichts Gutes
ahnen und auch der Versuch mit einem entwaffnenden Lächeln und einem freund-
lichen: »Moin!« die Leute für mich einzunehmen, wurde finster ignoriert. Zum Glück
blieb ich dann doch unbehelligt und Jäger und Jägerin verschwanden im Wald.
Ich trat wieder in die Pedale, kam aber nicht allzu weit, denn der Sand verwan-
delte sich in Schotter und der Weg in eine Fahrspur, die plötzlich steil bergab führte,
sodass ich es angesichts meiner noch unsicheren Fahrweise mit dem schwerem
Gepäck, vorzog zu schieben. Übrigens eine Fortbewegungsart, die ich in den fol-
genden Wochen noch häufig anwenden sollte.
Der Schotterweg endete in einer Kiesgrube, von der ein Feldweg zur Bun-
desstraße in Richtung Bassum führte. Mir war es recht. Auf dem ebenen Radweg
fühlte ich mich sicher. Dazu kam zu meiner Freude noch ein leichter Rückenwind.
So fiel es mir leicht der Versuchung zu widerstehen schon gleich hinter Bassum auf
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