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einem Campingplatz die erste Nacht zu verbringen. Ich fuhr also ziemlich mühelos
bis Lehmbruch am Dümmersee. Es war früher Abend, als ich dort eintraf. Auf dem
Tacho standen 91,1 km.
Ich war etwas in Sorge, weil ich nicht wusste, ob auf dem Campingplatz das
Zelten vorgesehen war. Ich hatte bei einem früheren Besuch den Eindruck ge-
wonnen, dass auf diesem Platz nur Wohnwagen stünden. Die Sorge war unbe-
gründet. Der Platzwart reagierte freudig auf meinen vorgefertigten Spruch: »Ein
Mann, ein Zelt, eine Nacht.«
»Kein Fahrzeug?«
»Nein, ich bin mit dem Fahrrad unterwegs.«
»Das finde ich gut«, stellte er fest und fixierte mich begeistert, als wäre er Ernst
Jünger und hätte einen besonders seltenen Käfer für seine Sammlung entdeckt.
Dann nach kurzer Pause: »Das macht einen Zehner. Warm duschen 10% dazu.
Okay?«
Ich nickte, gab ihm das Geld und ließ mir eine Duschmarke aushändigen.
»Äh«, er wischte das Geld mit der rechten Hand in die Tischschublade. Mit der
linken Hand wendete er nachdenklich, irgendwelche unsichtbaren Beweggründe
hin und her. Dann fixierte er mich mit starrem, um Verständnis bittendem Blick.
»Warum soll ich wegen der paar Kröten eine Quittung schreiben?« fasste er
endlich seine Absicht Zeit, Arbeit und Was-Weiß-Ich zu sparen, in eine Frage,
die ich weder beantworten konnte noch wollte. Wir verzichteten also auf weitere
Formalitäten und er beschrieb mir erleichtert den Weg zur Zeltwiese.
Den Zeltaufbau hatte ich zu Hause geübt. Nach knapp 20 Minuten war alles an
seinem Platz.
Ich ging zum Eingangstor, trank ein Weizen im Freien hinter einem kleinen
ImbissmitBlickaufdenSeeundwanderteaufdemDammentlangzueinereinzeln
stehenden Bank, von der aus ich zusah, wie der Himmel und das Wasser trüb-gelb
mit rot entzündeten Rändern langsaminsichhinein dunkelten. Nebenbei besprach
ich, weil es noch neu für mich war, etwas gehemmt, fast fremdelnd die erste Kas-
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