Travel Reference
In-Depth Information
»Ich fahre jetzt«, sagte sie, blieb aber stehen.
»Ja, gute Nacht.«
»Gute Nacht.« Sie zögerte noch, lächelte, winkte und stieg endlich in ihr Auto.
Sie winkte so lange aus dem Wagenfenster, bis sie hinter der ersten Kurve im
Wald verschwand.
Hätten wir doch ummünzen sollen? Doch nein! »In einem sozial geordneten
Leben muss ... usw.« (siehe Motiv und Vorbereitung S.3)
Ich vergaß die Wirtin und wärmte meine Bohnen auf.
Später saß ich auf dem Steg. Es war ein wunderschöner warmer Somme-
rabend. Die Vögel jubelten als würden sie fühlen wie ich. Der See lag unbewegt
in der Abendsonne. Ein weißer Schwan glitt heran, schaute nach, ob es etwas zu
fressen gäbe, nahm etwas Abstand, blieb aber in der Nähe.
Es war überwältigend. Ich hatte gefunden, was ich gesucht hatte: Das Gefühl,
den Zwängen von Gewohnheit und alltäglicher Einförmigkeit entronnen zu sein,
Unvorhergesehenes als Glück zu erleben, in mir so etwas wie Urvertrauen zu ent-
decken und somit der gesuchten Freiheit auf der Spur zu sein.
Ich hätte jubeln mögen wie die Vögel. Oder mit einem Menschen sprechen, der
genau so empfand wie ich. Nur so einen Menschen hatte ich nicht bei mir, kannte
einen solchen nicht einmal. Wie also sollte ich das Glück verdoppeln, indem ich es
teilte, - indem ich mich mitteilte?
Früher wäre das ein echtes Problem gewesen. Da brauchte der Mensch Fre-
unde, Gleichgesinnte, Gleichgestimmte. Das ist Vergangenheit. Denn heute, heute
gibt es die Technik. Die Technik ersetzt dir den Freund und die Freundin, ist ein
geduldiger Partner, ein aufmerksamer Zuhörer mit großartigem Gedächtnis, der
niemals widerspricht und so auch nichts verderben kann.
Eingedenk dessen nahm ich meinen Recorder zur Hand und erzählte ihm mit
gedämpfter Stimme, was in mir und um mich herum vorging.
Search WWH ::




Custom Search