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Der Atomtausch
Ih fahre mit der Sherry-Flashe im Holzkasten weiter nah Köln, wo ein Freund
im sogenannten Barter-Business arbeitet. Simon erklärt mir, dass die Firma, für die
er arbeitet, Werbeminuten bei TV-Sendern und Werbelähen für Printwerbung an
Firmen verkaut und dafür manhmal auh deren Produkte an Stelle von Geld als
Zahlungsmittel annimmt. Er erzählt, dass momentan zum Beispiel 90 000 Smoothies
im Lager liegen. Simons Aufgabe ist es, das Taushgut dann so gewinnbringend wie
möglih weiterzuverkaufen. Simons Kunden nutzen diese Möglihkeit der Bezahlung
gerne, da sie so bei geringem Werbebudget mit ihren Produkten zahlen können.
So kann es shon mal vorkommen, dass ein Autohersteller Simon für eine Werbe-
lähe mit siebzehn Kleinwagen bezahlt. Angefangen hat das Ganze wohl damit, dass
Handwerker und Dienstleister in Kriegszeiten begannen, ihre Waren aufgrund von
Geldmangel einzutaushen, anstat sih gegenseitig mit Geld zu bezahlen. Nah dem
Krieg hat sih in Deutshland dann eine kleine professionelle Barter-Szene entwik-
elt, in der momentan vier Firmen tätig sind. Simon erzählt, dass er auf diese Weise zu
einem regelrehten Proi für Nishenmärkte geworden sei. Er kennt potenzielle Ab-
nehmer, von denen der Hersteller noh niht einmal etwas ahnt.
Gerne häte ih mih noh länger über dieses spannende hema unterhalten, doh
ih bin shließlih in einer anderen Mission unterwegs. Ih wollte eine Flashe Sherry
gegen etwas Höherwertiges taushen - bei einem Taushproi wie Simon siherlih
kein leihter Job. Also biete ih Simon die Sherry-Flashe im Holzkasten an und weise
auf ihren Seltenheitswert hin, shließlih ist die Kiste von Gefangenen hergestellt.
Durh die große Glasfront in seinem Büro shaut Simon ungerührt auf den Kölner
Dom, als abgeklärter Barter-Proi beeindrukt ihn der Seltenheitswert eines Gegen-
stands nur wenig, er shaut eher auf den materiellen Wert eines Gegenstands. Ledig-
lih die Sherry-Flashe sheint es ihm angetan zu haben, so dass er shließlih im
Lager vershwindet und mit 32 der 90 000 Smoothie-Flashen wieder autauht. Ih
gebe mih unzufrieden und beshwöre die hervorragende ualität des Sherrys. Und
ih habe Erfolg. Simon geht erneut ins Lager und legt noh einmal 28 Smoothie-
Flashen obendrauf, wobei er deutlih maht, dass das sein letztes Wort sei. Wir be-
siegeln den Taush, wie es sih gehört, per Handshlag.
Kurze Zeit später spielen sih dramatishe Szenen vor Simons Büro ab. Ih ver-
suhe verzweifelt, fünfzig Smoothie-Flashen auf meinen Armen zu balancieren und
dem Stapel mit dem Kinn die nötige Stabilität zu verleihen. Zuerst fällt nur eine,
dann mehrere Flashen, shließlih stehe ih mit leeren Armen da und betrahte die
 
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