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Eine solche Vorgehensweise setzt einen Dialog über Ziele der Forschung
voraus. Forschung und ihre Ziele können je nach Art der Kommunikation rasch
zu einer Polarisierung der Positionen zwischen Empörung und Euphorie führen.
Eine solche Polarisierung ist für eine Verständigung auf gemeinsame Ziele kont-
raproduktiv. Beispiel für eine derartige öffentliche Inszenierung war die Ver-
marktung der Forschungsergebnisse von C. Venter im Jahr 2010, als der Trans-
fer eines kompletten künstlichen synthetisierten Genoms in eine Bakterienzelle,
aus der das Genom entfernt worden war, als Schöpfung (creation) publiziert
wurde [17]. Mit einer solchen Haltung rückt die Wissenschaft von der Gesell-
schaft ab, da nicht mehr das Lösen von gesamtgesellschaftlichen Problemen im
Mittelpunkt des Erkenntnisstrebens zu stehen scheint, sondern die unreflektier-
te Freude am Machbaren oder vielleicht auch der Stolz auf das Erreichte.
Dies ist nicht die Grundhaltung der allermeisten Wissenschaftler und Wi-
senschaftlerinnen. Stattdessen wurde und wird der gesellschaftliche Dialog in
der Synthetischen Biologie auf einer Vielzahl von Veranstaltungen in den fach-
wissenschaftlichen Dialog integriert [18]. Wenn sich die Wissenschaftskommu-
nikation mit einer gewissen Kritik und Distanz zur Hype-orientierten Darstellung
von Technologie frühzeitig zu Wort meldet, um mögliche Korridore aufzuzeigen,
dann kann dies die Grundlage für einen Zieldiskurs werden, der letztendlich Op-
tionen für eine lebenswerte Gesellschaft aufzeigt. Dazu gehört aber auch, realis-
tisch zu prüfen, welche Versprechungen unter welchen Bedingungen realisier-
bar sind. Für die Forschungsförderung könnte dies dann allerdings bedeuten,
dass bestimmte Entwicklungskorridore der Synthetischen Biologie gefördert
werden und andere nicht.
Wie bereits in Kapitel 2.3 dargestellt, ist der Begriff Synthetische Biologie
wissenschaftlich nicht scharf umrissen. Seine Verwendung führt dadurch zu un-
terschiedlichen Reaktionen bei den verschiedenen Akteursgruppen. Dies kann
beispielsweise die Ablehnung oder auch die Befürwortung eines Projektantrags
sein. Damit wird der Begriff zu einem Politikum. Das Nachdenken über die ver-
wendeten Begriffe, die Verwendung einer für alle verständlichen Sprache jen-
seits der bloßen Übersetzung von Fachterminologie ist somit von besonderer
Bedeutung für die Wissenschaftskommunikation.
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