Biomedical Engineering Reference
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Biologie, wie bereits oben dargestellt, grundlegende Werte und kulturelle
Grundüberzeugungen berührt, kann Wissenskommunikation nicht mehr nur auf
Wissensvermittlung reduziert werden. Dies bedeutet, dass die Meinung von
„Nichtexperten“ denselben Stellenwert haben muss wie die Meinung der Wis-
senschaftler und Fachexperten.
Gerade der Bereich der Risikowahrnehmung kann nicht genuin wissen-
schaftlich erörtert werden. Was als Risiko und was als Nutzen wahrgenommen
wird, beruht auf bestimmtem Hintergrundwissen. Diese Hintergrundannahmen
müssen im Dialog mitberücksichtigt werden.
Welche Möglichkeiten stehen für einen solchen Dialog zur Verfügung?
Denkanstöße für einen umfassenden Dialog können beispielsweise aus dem
Theater kommen. Eine solche Kommunikationsform wurde in Großbritannien
von der Y Touring Theater Company im „Theater for Debate“ aufgegriffen
(www.theaterfordebate.com). Das Ensemble setzt sich zum Ziel, die Zuschauer
mit einer Mischung aus Live-Theater und Digitaltechnologie zu einem informier-
ten Dialog über aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen zu animieren. Der
Grad der Fiktion ist dabei zwar ein Balanceakt - die Möglichkeit der Auseinan-
dersetzung mit Wissenschaft ist aber sicherlich vielschichtiger und umfassender
als nur durch abstrakte Wissensvermittlung.
Diese Denkanstöße können dazu dienen, eine Pluralität von Forschungsan-
sätzen aufzuzeigen. Kommunikation ist dann nicht mehr primär technologieori-
entiert. Stattdessen steht das zu lösende Problem im Mittelpunkt der Überle-
gungen. Im konkreten Fall wird Synthetische Biologie dann als eine Option im
Gesamtkontext der Forschungsansätze wahrgenommen. Gegenstand der Kom-
munikation wird dann die Frage, für welchen Forschungs- bzw. Lösungsansatz
wie viel Geld, wie viel Forschungskapazität und welche institutionellen Voraus-
setzungen erforderlich sind, also eine Frage nach der Allokation von Ressourcen
für die verschiedenen Lösungsansätze [16]. Es geht dann nicht mehr nur um die
Frage, ob Synthetische Biologie besser oder schlechter als beispielsweise die
Züchtung von Pflanzen mit konventionellen Verfahren ist. Stattdessen wird ver-
glichen, welche Ziele erreicht werden sollen und was mit welchem Aufwand mit
der einen oder anderen Forschungsmethodik realisiert werden kann.
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