Biomedical Engineering Reference
In-Depth Information
ßend zwei Szenarien skizzieren, wie Gendaten Einfluss auf den Lebensweg von
Menschen nehmen könnten.
Die körperliche Eignung für bestimmte Sportarten wird zum Teil stark ge-
netisch kontrolliert, in der Regel nicht monogen, sondern fast immer durch mul-
tifaktorielle Systeme. Seit Langem wird im modernen Sport möglichst schon in
der Kindheit ermittelt, für welche Disziplin der spätere Erwachsene besonders
geeignet ist. Beim Schwimmen spielt z. B. das spezifische Gewicht des Körpers
eine Rolle, beim Hochsprung die Länge der Beine und beim Gewichtheben die
Muskelkraft. Man kann diese Auswahl nach biometrischen Parametern um die
genetische Dimension ergänzen. Es gibt z. B. Genvarianten, die es gestatten,
dass der Organismus eine überdurchschnittliche Sauerstoffschuld eingeht. Trä-
ger dieser Genvarianten dürften in Sportarten besser abschneiden, die Ausdau-
erleistungen verlangen. Andere Genvarianten begünstigen eine besondere
Muskelentwicklung.
Ein Szenario ist denkbar, in dem Kinder sehr frühzeitig mit allen verfügba-
ren genetischen Methoden auf die Eignung für bestimmte Sportarten durchge-
mustert und anschließend gezielt trainiert werden. Sicher spielen für den Erfolg
auch psychische Faktoren eine Rolle. Aber einen Vorteil würden derartig ausge-
suchte Sportler zweifellos haben. Da sportliche Erfolge für viele Gesellschaften
und Staaten eine herausragende Bedeutung haben, wäre die Versuchung groß,
Kinder derartig durchzumustern. Wäre deren Lebensweg und Schicksal immer
noch offen?
Ein anderes Szenario: Wir haben oben eine ganze Reihe von Konstellatio-
nen vorgestellt, in denen es sinnvoll ist, das persönliche Genom mehr oder we-
niger komplett zu sequenzieren. Diese Untersuchung braucht nur einmal im
Leben eines Menschen durchgeführt zu werden. Wenn sich im Laufe des Lebens
neue Gesichtspunkte ergeben, kann man die vorhandenen Daten des persönli-
chen Genoms unter der neuen Fragestellung durchmustern. Genetische Daten
eignen sich besonders gut zur digitalen Speicherung, verlangen allerdings viel
Speicherplatz. Es liegt deshalb nahe, die Daten der persönlichen Genome vieler
Menschen zentralisiert zu speichern. Dadurch entstehen genetische Metada-
tenbanken. Im Interesse der untersuchten Personen müssten die Metadaten-
banken von verschiedenen Punkten zugänglich sein. Denn Menschen wechseln
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