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beschrieben sie nur. Man nahm Mendel seine Ergebnisse zum Teil nicht einmal
ab. Er wandte sich daraufhin enttäuscht anderen Themen zu. Den Erfolg seiner
Entdeckung erlebte er nicht mehr. Erst im Jahre 1900 wurde die Bedeutung der
Mendelschen Gesetze unabhängig voneinander durch drei Botaniker erkannt.
Man spricht auch von der Wiederentdeckung der Mendelschen Gesetze. Damit
beginnt das Zeitalter der modernen Genetik.
Ein zweiter Begründer der Genetik muss ebenfalls erwähnt werden. Der
englische Privatgelehrte Francis Galton, ein Vetter des Evolutionsforschers
Charles Darwin, veröffentlichte 1865, also im gleichen Jahr wie Gregor Mendel,
die Ergebnisse einer Studie, die in den Folgejahren große Aufmerksamkeit er-
hielten. Er hatte die Herkunft berühmter Männer untersucht und festgestellt,
dass sie überzufällig miteinander verwandt waren. Daraus schloss er, dass Be-
gabung ganz wesentlich erblich bedingt sein muss. Das entscheidende Motiv
Galtons für seine Beschäftigung mit der Vererbung war, die biologische Beschaf-
fenheit der Menschen zu verbessern. Dazu prägte er den Begriff der „Eugenik“.
Galtons Ideen fielen in den folgenden Jahrzehnten auf fruchtbaren Boden und
wurden zum Ausgangspunkt für die wissenschaftliche Scheinbegründung von
sozialer Ungleichheit und Rassismus.
1944 konnte der kanadische Bakteriologe Oswald Avery zeigen, dass die
Nukleinsäuren im Zellkern Träger der genetischen Information sind, nicht die
Proteine. Dies war eine entscheidende Voraussetzung für die nächsten Schritte
der Erkenntnis. 1953 stellten dann James Watson und Francis Crick das gültige
Modell der universellen Erbsubstanz Desoxyribonukleinsäure (DNA) vor. Zwei
DNA-Stränge stehen einander als Doppelhelix gegenüber. Dabei bedingt die
Abfolge der Nukleotid-Bausteine Adenin (A), Guanin (G), Thymin (T) und Cytosin
(C) des einen Stranges die Abfolge des gegenüberliegenden Stranges (komple-
mentäre Sequenzen). Das molekulargenetische Zeitalter hatte begonnen.
Eine zunächst unabhängige Forschungsrichtung darf hier nicht vergessen
werden [1]. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts untersuchten Zellfor-
scher mit dem Mikroskop immer feiner den Zellkern. Sie entdeckten darin Fä-
den, die wie Seile kreuz und quer durcheinander zu liegen schienen und die wir
heute Chromosomen nennen. Mit der Entdeckung von Joe Hin Tjio und Albert
Levan in Schweden, dass der Mensch 46 Chromosomen besitzt (1956), konnten
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