Travel Reference
In-Depth Information
oder Jüdinnen, die erst im Harem islamisiert wurden. Eine Augenweide waren die
meisten Frauen nur bei ihrer Ankunft. Sie alterten im Nu, da sie selten an die frische
Luft kamen, keinerlei Bewegung hatten und ihre Langeweile mit Essen vertrieben.
Der Harem war hierarchisch aufgebaut: Die mächtigste Frau war die Valide Sultan,
die Mutter des Sultans. Direkt unter ihr kam die Kâya kadın, die Verwalterin des
Harems. Kadınlar nannten sich die vier Hauptfrauen des Sultans, die ihm das islamis-
che Recht zugestand. Gefiel ihm eine nicht mehr, tauschte er sie gegen eine seiner
Favoritinnen aus. Als İkballar bezeichnete man jene Frauen, mit denen der Sultan
schon ein Abenteuer hatte. Die Gözdeler hingegen warteten noch darauf. Sie war-
en zugleich die Einzigen, die unter besonderen Umständen in die Freiheit entlassen
wurden. Unter ihnen allen herrschte Neid. Wer sich zu großen Unmut zuzog, endete
nicht selten in einem mit Steinen beschwerten Sack auf dem Grunde des Bosporus.
Wer jedoch Favoritin des Sultans wurde und ihm einen Sohn gebar, hatte Chancen auf
Heirat und konnte damit später selbst Valide Sultan werden. Doch die Chancen waren
gering. Murat III. (1574-1595) brachte es im Harem z. B. auf über 100 Kinder. Und
um Thronstreitigkeiten auszuschließen, war man stets damit beschäftigt, die Kleinen
zu erdrosseln - denn Sultansblut durfte nicht vergossen werden.
Baltacılar Koğuşu (Quartiere der Hellebardiere)
Die Hellebardiere waren die Garde des Palastes. Ihr Name leitete sich von der Waffe ab,
die sie trugen: eine Art Lanze mit mehreren Eisenzacken. Da sie des Öfteren Feuerholz
in den Harem zu schaffen hatten, hingen von ihren Hüten zwei Quasten herab, die ihre
Sicht behindern sollten. Dieser Quasten wegen nannte man sie auch „Schmachtlock-Helle-
bardiere“ (türk. zülfülü baltacılar ). Ihre Quartiere sind nicht ganz so blumig wie ihr Name,
vielleicht waren sie deshalb zuletzt für die Öffentlichkeit geschlossen.
Search WWH ::




Custom Search