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5.4.1 Das Löschmittel Wasser
Das Löschprinzip von Wasser (H 2 O) wurde bereits im Abschnitt „Entfernen der
Wärme“ beschrieben. Der Haupteffekt ist dabei die Kühlung. Wasser weist eine
hohe speziische Wärmekapazität und eine hohe Verdampfungswärme auf:
Um einen Liter Wasser von 10 °C auf 100 °C zu erhitzen, sind 375 kJ bzw.
90 kcal nötig.
Um einen Liter Wasser von 100 °C zu Wasserdampf zu verdampfen, sind
2.260 kJ bzw. 540 kcal erforderlich.
Dieser Kühleffekt zerstört die thermische Grundlage der Kettenreaktion.
Zusätzlich wird unverbrannter Brennstoff mit Wasser bedeckt und damit
vom Sauerstoff getrennt. Des Weiteren stellt Wasser für den Brennstoff eine
Wärmesenke (= Aufnahme von Wärme) dar. Diese Effekte reduzieren sowohl die
Geschwindigkeit der weiteren Brandausbreitung als auch - nach der Löschung -
das Risiko einer Wiederentlammung (Rückzündung).
Ein Nebeneffekt der Wasserlöschung ist die Erzeugung von Wasserdampf.
Dabei wird ein Liter Wasser bei vollständiger Verdampfung zu rund 1.690
Litern Wasserdampf umgeformt, was zu einer weiteren Inertisierung füh-
ren kann. Dieser Nebeneffekt ist zwar bei Sprinklersystemen unwichtig,
er spielt aber bei Wassernebelsystemen eine Rolle, was in den Abschnitten
„Wassernebellöschanlagen“ und näher unter „Wassernebelsysteme“ ausgeführt
wird.
Wie das Wasser auf den Brand aufgebracht wird, ist im Übrigen von größter
Wichtigkeit für seine Löschfähigkeiten. Eine große Zahl kleiner Tropfen weist
eine weitaus bessere Kühlung auf als ein konzentrierter Wasserstrahl.
5.4.2 Sprinkler anlagen
Das erste Patent für ein Sprinklersystem wurde dem Chemiker Ambrose
Godfrey erteilt - und zwar im Jahre 1723. Dieses System bestand aus einem
Tank, dessen Wasserinhalt durch eine Schwarzpulverladung verteilt wurde. Das
Schwarzpulver selbst wurde durch das Feuer entzündet.
Die erste Anwendung, die ein Rohrsystem benutzte, wurde 1806 vom Engländer
John Carey erfunden. Ein Hauptventil wurde dabei durch ein System von Seilen
und Gegengewichten geschlossen gehalten. Gerieten die Seile in Brand, so
wurde das Ventil durch die Gegengewichte geöffnet und das Wasser aus einem
erhöht positionierten Wassertank freigesetzt.
Die ersten Systeme mit perforierten Sprinklerrohren wurden 1852 in den
Vereinigten Staaten installiert, und ein gewisser Major A. Stewart Harrison
aus London erfand den ersten automatischen Sprinklerkopf, der jedoch weder
patentiert noch angewendet wurde.
Der erste brauchbare Sprinklerkopf wurde 1874 von Henry S. Parmelee in
den Vereinigten Staaten patentiert. Dieser Sprinkler war bereits mit einem
Schmelzlotglied ausgestattet, dessen Design bis heute viele Male überarbei-
tet worden ist. Ungefähr zur gleichen Zeit wurden die so genannten Nass-
Sprinklersysteme eingeführt. Diese Bauart setzte sich anschließend weitgehend
durch, da sie eine schnellere Löschung ermöglichte.
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