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Vom 16. bis zum Ende des 18. Jh.
gehörte Jelgava zum Herzogtum Kur-
land-Semgallen, 1573 erhielt es die
Stadtrechte und fünf Jahre später war
es bereits die Hauptstadt des Her-
zogtums. Diese Rolle wurde unter-
brochen von der Teilung des Herzog-
tums 1596. Der Herzog Semgallens,
Friedrich Kettler, war nun der Herr-
scher des Gebietes ohne Kurland.
Doch 1617 vereinigten sich die Her-
zogtümer erneut und Jelgava erhielt
seine Hauptstadtfunktion zurück. Als
die Union aus Polen und Litauen im
17. Jh. das Zepter in der Region über-
nahm, hieß der Ort „Mitawa“. In den
polnisch-schwedischen Kriegen litt Jel-
gava wiederholt unter kräftezehren-
den Belagerungen. Letztlich waren es
weder Schweden noch Polen und Li-
tauer, die in Semgallen an der Macht
blieben. Vielmehr geriet die Region
unter russische Kontrolle. Die Gräfin
Anna Iwanowna, die hier von 1711 bis
1730 regierte, wurde später zur Zarin
Anna I. des Russischen Reiches.
Doch es war auf Erlass von Graf
Ernst Johann von Biron, dass die bei-
den Einrichtungen gebaut wurden, für
die Jelgava noch heute berühmt ist:
Das Schloss und die Academia Petri-
na. Von Biron war ein Deutschbalte,
der sich geschickt die Gunst der Grä-
fin gesichert und großen Einfluss auf
sie ausgeübt hatte. Seine erstaunliche
und kuriose Lebensgeschichte ist ein
eigenes Buch wert.
Jelgava, das ein kleines Nest in der
Provinz irgendwo zwischen West- und
Osteuropa hätte bleiben können, wur-
de zu einem wichtigen Zentrum für
Handel und Diplomatie im 18. und
19. Jh. 1775 wurde die Academia Pe-
trina gegründet, an der zahlreiche in-
und ausländische Elitestudenten ihre
Ausbildung genossen. Die Akademie
existiert heute nicht mehr, doch das
Gebäude ist eine Besichtigung wert.
Mitte des 19. Jh., nach 73 Jahren
Zugehörigkeit zum Zarenreich, erhielt
Jelgava eine Eisenbahnverbindung
und die Industrie in der Stadt blühte
auf. Immer mehr Arbeiter und Hand-
werker bevölkerten den Ort, der 1914
bereits 45.000 Einwohner zählte. Im
Ersten Weltkrieg besetzten deutsche
Truppen die Stadt. 1919 war Jelgava
Schauplatz schwerer Auseinanderset-
zungen zwischen Sowjets, deutschen
Freischärlern und lettischen Freiheits-
kämpfern. In der Zwischenkriegszeit
hatte Jelgava den Rang einer der wich-
tigsten Städte des freien Lettland. Im
Zweiten Weltkrieg wurde es zu 90 %
zerstört und das historische Zentrum
war praktisch verschwunden. Nach
dem Krieg wurde die Stadt ganz im
Sowjetstil wieder aufgebaut.
Sehenswertes
Schloss
Hauptattraktion ist unzweifelhaft
das Schloss von Jelgava, in dem heute
die Lettische Landwirtschaftliche
Universität ihren Sitz hat. Der Palast
ist aus dem Zentrum nach wenigen
Schritten erreicht. Man geht zum Fluss
Lielupe, von dort führt eine Fußgän-
gerunterführung unter der breiten
Hauptstraße Liel… iela hindurch direkt
zum imposanten Gebäude.
 
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