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Bei allem Leid, aller Gewalt und aller
Tragik, die in diesem düster anmuten-
den Gebäude sehr nahe gehen kann,
ist die Ausstellung frei von falschem
Opfer-Pathos oder kitschigem Natio-
nalismus. Es wird mitfühlend, aber
sachlich von den Ereignissen berichtet.
Der Besuch des Okkupationsmuseums
kostet nur eine freiwillige Spende und
ist für Ausländer in Lettland ein wichti-
ges und beeindruckendes Erlebnis.
Im Untergeschoss werden Bücher
und anderes Material verkauft. Außer-
dem kann das Modell des Museums
studiert werden, das in wenigen Jah-
ren am selben Ort erweitert werden
soll.
Zu Sowjetzeiten gab es in diesem
Gebäude übrigens ebenfalls eine feste
Ausstellung. Damals hieß das Haus
„Museum der Revolution“. Erzählt
wurde dabei von der gleichen Zeit-
spanne wie jetzt - freilich mit völlig
entgegengesetzten Schlussfolgerun-
gen: Die Sowjetbesatzung wurde als
große Errungenschaft für alle Letten
dargestellt. So wurde der geneigte Be-
sucher darüber informiert, dass die
Menschen 1940 „mit überwältigender
Mehrheit“ per Volksabstimmung dem
Beitritt zur UdSSR zugestimmt hätten.
Mit dem Hitler-Stalin-Pakt beginnt
die Museums-Ausstellung. Anhand von
historischen Fotos, Zeitungsausschnit-
ten, Kopien von Dokumenten und In-
formationstafeln wird der tragische
Fortgang der Geschichte dokumen-
tiert: Der sowjetische Überfall und die
Besatzung ab 1940, der Einmarsch der
deutschen Wehrmachtstruppen 1941,
die zunächst als Befreier gefeiert und
mit Blumen begrüßt, doch sehr schnell
ebenfalls als gewaltsame Okkupanten
erkannt wurden; die Vernichtung der
Juden und die Zwangsrekrutierung
von Letten für das deutsche Militär;
die deutsche Niederlage und die er-
neute Machtergreifung der Sowjets
mit den Massendeportationen nach
Sibirien und dem grausamen Terror
des Geheimdienstes; die lange Zeit
des sowjetischen, unterdrückten Lett-
lands und schließlich der Freiheits-
kampf und die endgültige Wiederge-
winnung der lange ersehnten Eigen-
ständigkeit.
All dies wird hier sehr konkret und
bildhaft dargestellt: Die Nachbildung
einer Schlafbaracke im sowjetischen
Lager zusammen mit dem nieder-
geschriebenen Erlebnisbericht eines
Häftlings über den ständigen Gestank
und die Not der Insassen lässt das
Schicksal der Opfer beklemmend nah
kommen. Der gar nicht allzu große
Saal im ersten Stock des Gebäudes ist
gut durchdacht eingerichtet. Durch
die Fächerform der einzelnen, offenen
Räume wird der Platz ideal ausgenutzt
und die Besucher haben nur wenige
Schritte zurückzulegen, können in Se-
kundenschnelle zu einem vorherigen
Latvijas Okup…cijas muzejs, Str™lnieku lau-
kums 1, Tel. (6)7212715, www.occupation
museum.lv, Mai bis September tgl. 11-18
Uhr, Oktober bis April tgl. 11-17 Uhr, als Ein-
tritt wird um eine Spende gebeten, Audio-
Guide auf Deutsch 2 Ls.
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