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lerien und Museen. Hat Rom den un-
abhängigen Staat Vatikan auf seinem
Territorium, so hat Vilnius die mehr
oder weniger unabhängige
Republik
U‡upis,
ein Künstlerviertel. Mit dem
Sitz von Regierung, Parlament und
Präsident, der Botschaften und vieler
Banken, ist Vilnius auch das wirtschaft-
liche, administrative und politische
Zentrum Litauens
und seit jeher ein
Schmelztiegel vieler Nationalitäten.
Die landesweit größte Stadt zählt
etwa 554.100 Einwohner, davon ca.
58 % Litauer, 14 % Russen, 19 % Po-
len, 4 % Weißrussen und 5 % sonstige
Nationalitäten. Sie liegt im Südosten
des Landes, nur 33 km von Weißruss-
land entfernt.
Die Hauptstadt entstand an der Ein-
mündung des Flüsschens
Vilnia
(„Welle“), dem die sie ihren Namen
verdankt, in die
Neris,
welche die
Stadt in drei Schleifen durchquert.
Das
Finanz- und Geschäftszentrum
am nördlichen Neris-Ufer, mit einigen
neuen futuristisch aussehenden Hoch-
häusern, ist ein gutes Beispiel der auf-
strebenden Entwicklung der Stadt.
ren Siedlungen ging dann im 7. Jh.
n. Chr. eine Stadt hervor, die sich vom
9. bis 13. Jh. als
Handelszentrum
ent-
wickelte. Vom 10. bis 13. Jh. stand auf
dem Hügel eine
Holzburg,
1251 ließ
König Mindaugas an der Stelle der
heutigen Kathedrale eine Kirche er-
bauen.
Erstmals schriftlich erwähnt wurde
Vilnius, hier prallen Legende und his-
torische Überlieferung aufeinander,
durch die berühmte
Botschaft des
Gediminas
aus dem Jahre 1323, mit
der sich der Großfürst an die Hanse-
städte, viele europäische Fürsten und
sogar an den Papst wandte. Um seine
„neugegründete“
Hauptstadt
aufzu-
bauen, rief er Siedler, Kaufleute, Hand-
werker und Baumeister nach Vilnius
und versprach ihnen Land und allerlei
Vergünstigungen. Das litauische Hei-
dentum war damals überaus
tolerant.
So wurde
deutschen Kaufleuten
schon 1320 der Bau der Nikolauskir-
che erlaubt. 1323 gilt als offizielles
Gründungsjahr. Die
Obere Burg
wur-
de aus Holz erbaut, am Fuß des Hü-
gels entstand die
Untere Burg,
auf
dem „Berg der Drei Kreuze“ (s.u.) die
Schiefe Burg.
Das Territorium der
Burgen als selbständiges, urbanes Ge-
bilde war vom 14. bis 16. Jh. das politi-
sche, kulturelle und religiöse Zentrum
des Großfürstentums.
Im Sommer 1365 erreichten die
Kreuzritter
Vilnius, und in den folgen-
den Jahrzehnten belagerten sie oft die
Stadt, letztmals 1402, obwohl 1387 Li-
tauen christianisiert wurde, Vilnius das
Magdeburger Stadtrecht
erhalten
hatte, und König Jogaila einige Kir-
Stadtgeschichte
Der Legende zufolge soll Fürst Gedi-
minas (1316-41), inspiriert durch ei-
nen Traum, die Stadt gegründet ha-
ben. Tatsächlich war die Gegend an
der Einmündung der Vilnia in die Neris
bereits in
vorgeschichtlicher Zeit
besiedelt; die mehr als 7 m tiefe
Kulturschicht am Fuß des Gediminas-
Hügels reicht bis ins 4. Jahrtausend
v. Chr. zurück. Aus mehreren kleine-