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hatte jedoch kein Interesse an unab-
hängigen Nationalstaaten im Baltikum,
sondern folgte einem Vorschlag der
Baltendeutschen zur Bildung eines
Baltischen Herzogtums, das im No-
vember 1918 in Riga ausgerufen wur-
de. Tatsächlich hatte es aber keine
Chance auf Bestand, da sich die Nie-
derlage Deutschlands abzeichnete.
Nach der Revolution in Deutschland
und dem daraufhin ausgerufenen Waf-
fenstillstand im Westen erklärten Est-
land und Lettland ihre Unabhängig-
keit. Doch damit begann der Kampf
abermals, Russland stieß zu einer neu-
erlichen Besetzung des Baltikums vor.
Unter heftiger Gegenwehr durch est-
nische und die noch anwesenden
deutschen Truppen rückte die Rote Ar-
mee im damit eröffneten Estnischen
Freiheitskrieg bis kurz vor Tallinn vor
und begann mit der Sowjetisierung
der Gebiete, bevor die Esten sie bald
darauf wieder zurückdrängen konn-
ten. Weiter südlich wurden neben Ri-
ga und Vilnius weite Teile der balti-
schen Länder besetzt.
Um die Lage weiter zu verkomplizie-
ren, griff auch die neugebildete deut-
sche Landeswehr unter Rüdiger von
der Goltz in die Kämpfe ein und
schlug die Rote Armee in Lettland. Al-
lerdings verfolgten die Deutschen wie-
derum eigene Ziele, sodass es auch
zur Konfrontation mit estnischen Trup-
pen im Landeswehr-Krieg kam, der
im weiteren Verlauf auch Lettland und
Litauen betraf.
Am Ende profitierten die baltischen
Staaten von der allgemeinen Erschöp-
fung aller Kriegsparteien und der kon-
sequenten Verfolgung des Zieles der
staatlichen Eigenständigkeit. Die
Unterstützung durch die großen Mäch-
te tendierte gegen Null, am meisten
machte sich Großbritannien für die
neuen Staaten stark. Die Aufnahme in
den Völkerbund erfolgte im Herbst
1921.
Die Zeit der Republiken
Blütezeit
Die Republikzeit zwischen den
Weltkriegen ist für alle baltischen Staa-
ten - deren Geschichte ab dieser Zeit
sehr deutliche Parallelen hat - von im-
menser Bedeutung. Die Länder blüh-
ten politisch und kulturell auf, eine
wirtschaftliche Modernisierung setzte
ein, die Landessprachen konnten end-
lich ungehindert verwendet werden.
Deutsche Oberschicht
wird zur Minderheit
In Estland und Lettland war die Zeit
der Vorherrschaft der deutschen
Oberschicht, die auch unter russischer
Herrschaft bestand gehabt hatte, nach
vielen Jahrhunderten zum Ende ge-
kommen. Die Deutschen konnten sich
aber fortan als nationale Minderheit
neben Russen, Juden und Polen entfal-
ten. In Estland wurden diese Minder-
heiten durch ein fortschrittliches Kul-
turautonomiegesetz geschützt.
Nationalistische Bewegungen
Zwischen 1920 und 1922 gaben
sich alle drei Länder demokratische
Verfassungen, wählten Parlamente,
 
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