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handelte anderen Herrschern ihre Männer ab. In die Geschichte ist er entsprechend als
Soldatenkönig eingegangen.
Paradoxerweise kamen seine Soldaten nie zum Kampfeinsatz, bis sein Sohn und
Nachfolger Friedrich II. (alias Friedrich der Große; reg. 1740-1786) den Thron bestieg.
Zwei Jahrzehnte kämpfte Friedrich hartnäckig darum, Schlesien den Österreichern und
Sachsen zu entreißen. Wenn er gerade nicht mit Krieg beschäftigt war, suchte der „Alte
Fritz“ Ruhm als Bauherr. Sein Forum Fridericianum, ein prachtvoller Bebauungsplan
für die Allee Unter den Linden, wurde zwar nie vollendet, schenkte Berlin aber die
Staatsoper Unter den Linden, die Sankt-Hedwigs-Kathedrale, ein Stadtpalais, in dem
sich heute die Humboldt-Universität befindet, und weitere Prachtbauten.
Friedrich stand auch den Ideen der Aufklärung nahe, schaffte die Folter ab, gewährte
religiöse Freiheit und reformierte das Recht. Führende Denker, die in Berlin wirkten,
darunter Moses Mendelssohn, Voltaire und Gotthold Ephraim Lessing, ließen die Stadt
zu einer bedeutenden Kulturhauptstadt erblühen, das auch „Spree-Athen“ genannt
wurde.
Eines der maßgeblichen historischen Werke über Preußen, Christopher
Clarks Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600-1947 , beschreibt die
führende Rolle, die das Machtzentrum bei der Entwicklung des moder-
nen Europas spielte.
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NAPOLEON & DIE REFORMEN
Mit dem Tod des Alten Fritz ging es mit Preußen bergab. Tiefpunkt war die schwere
Niederlage, die Napoleon 1806 der preußischen Armee in der Schlacht von Jena-
Auerstedt bereitete. Die Franzosen marschierten am 27. Oktober im Triumph in Berlin
ein und verließen die Stadt zwei Jahre später vollgepackt mit Beutegut. Eines der
Lieblingssouvenirs des kleinwüchsigen Eroberers war die Quadriga vom Brandenbur-
ger Tor.
In der Zeit nach Napoleon geriet Berlin in den Sog der Reformbewegung, die Europa
erfasst hatte. Staatsdiener, Akademiker und Kaufleute stellten nun den Machtanspruch
des Adels in Frage. Friedrich Wilhelm III. (reg. 1797-1840) veranlasste ein paar sym-
bolische Reformen (Lockerung der Ständeordnung, Abschaffung der Leibeigenschaft
 
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