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gangenheit am weitesten verbreitet. In den letzten Jahren wurden auch immer mehr
Pizzerias eröfnet. Vegetarische Restaurants findet man selten.
An der Algarveküste ist die einheimische Küche vom Aussterben bedroht - ebenso wie in
anderen Tourismushochburgen Europas. Um auf Nummer sicher zu gehen (wer weiß
schon, was sich hinter den fremdsprachigen Namen auf der Speisekarte verbirgt), be-
stellt ein Großteil der Gäste Gerichte, die international berühmt und berüchtigt sind (also
z. B. Steak und Pommes). Und ein Gastronom ist meist dann erfolgreich, wenn er sich
dem internationalen Publikum anpasst.
Man sucht lange, um einen der leckeren portugiesischen Eintöpfe auf den Tisch zu
bekommen. Ein Bohneneintopf (Feijoada) oder Fischeintopf (Caldeirada) ist für den
Autor auf Recherchetour ein seltenes kulinarisches Erlebnis. Der Muscheleintopf Cata-
plana findet sich zwar häufiger auf der Speisekarte, wird jedoch ot hastig und ohne be-
sonderes Aroma zubereitet. Aber vielleicht ist Besserung in Sicht: Während man noch vor
einigen Jahren Restaurants suchen musste, die gekochte Kartofeln als typisch portugies-
ische Beilage anboten, stehen sie inzwischen neben Pommes und Reis fast überall
wieder auf der Speisekarte. Und im vom Massentourismus noch unberührten Hinterland
haben sich Traditionsrestaurants mit schmackhaten Fleischgerichten, wie z. B. Lam-
meintopf, Wildschweinschnitzel oder Kaninchen, bis heute gehalten.
Die gehobenen Restaurants an der Algarve versuchen dem Reisenden zwar eine Alternat-
ive zur Massenabfertigung zu bieten, wirken aber ohne den traditionellen Hintergrund
(wie z. B. in Italien oder Frankreich) etwas verkrampt und erreichen ot nicht die runde
geschmackliche Note einer gut gemachten Hausmannskost.
Die Küche der Algarve ist natürlich reich an Fischgerichten. Während an der ganzen por-
tugiesischen Westküste die Fischer während der stürmischen Wintermonate ot im Hafen
bleiben mussten und die Bevölkerung den gekochten Trockenfisch Bacalhau aufgetischt
bekam, konnten die portugiesischen Südländer fast das ganze Jahr über fangfrische
Meeresfrüchte genießen. Dementsprechend hoch ist die Qualität des Fisches, aber auch
die Ansprüche der Einheimischen. Es spricht sich unter den Leuten schnell herum, welch-
er Wirt guten und frischen Fisch auf den Teller bringt; tiefgekühlte Ware ist verpönt. Auf
einen Wirt, der am Fischmarkt immer nur den billigsten Fisch kaut, scheinen ständig un-
sichtbar die Hände der Mitwisser zu deuten.
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