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Im Herzen der Stadt
to Sabato: Der Icherzähler lernt sei-
ne Angebetete in eben diesem Park
kennen.
Ein vom Autor gut gewählter Ort für
eine Bekanntschaft, die tödlich en-
det. Denn hier, so behaupten einige
Historiker, soll am 3. Februar 1536
der spanische Eroberer Pedro de
Mendoza mit 2000 Soldaten an Land
gegangen und auf Querandí-Indianer
getroffen sein. Nach knapp einem
Jahr war sein Fort eingenommen, der
Großteil der Männer tot und Mendoza
musste sich zurückziehen. 400 Jah-
re später wurde dieser kriegerischen
Beziehung am Parkeingang an der
Straße Defensa ein Denkmal gesetzt:
Die Bronzestatue Mendozas steht vor
einem Steinblock, in den das Flach-
relief eines Indios mit erhobenen Ar-
men eingemeißelt ist.
Die Geschichte des Parks indes be-
ginnt 1857, als der Großgrundbesit-
zer José Gregorio Lezama von einem
Engländer eine Villa mit einem Stück
Land drumherum erstand und sich ei-
nen Park anlegen ließ. 1894 verkauf-
te seine Witwe das Grundstück an die
Stadt, unter der Bedingung, daraus
eine öffentliche Anlage zu Ehren ih-
res Mannes zu machen. Die Aufgabe
übernahm der Landschaftsarchitekt
Carlos Thays. In der Familienvilla wur-
de 1897 das Museo Histórico Naci-
onal (s. S. 40) eingerichtet, das Aus-
stellungsstücke zur argentinischen
Geschichte bis 1950 zeigt.
µ Zwischen Defensa (Ecke Brasil) und
Paseo Colón (Ecke Avenida Martín
García), Colectivos 10, 17, 22, 24, 29,
39, 53, 62, 64, 86, 143, 152, 186
Õ Avenida de Mayo *** [D5]
Im Schatten ihrer Platanen lässt es
sich vorzüglich schlendern: Auf der
Avenida de Mayo erscheint Buenos
Aires nicht so hektisch und lärmend
wie gewohnt. Die Großzügigkeit des
Boulevards, die Kuppeldächer und
schmiedeeisernen Gitter, die Cafés
und Restaurants verbreiten Pariser
Flanier-Flair. Die Prachtstraße wartet
außerdem mit bemerkenswerten Pa-
lästen aus der Wende zum 20. Jahr-
hundert auf.
Am 8. Juli 1894 um Punkt Mitter-
nacht wurde die Avenida de Mayo mit
einer Prozession aus 500 Fackelträ-
gern eingeweiht. Zehn Jahre hatte der
Bau der Allee gedauert. Sie war die vi-
sionäre Idee in einem Buenos Aires,
das zu jener Zeit nur knapp eine hal-
be Million Einwohner beherbergte,
dessen Straßen eng waren und des-
sen Gebäude höchstens drei Stock-
werke besaßen. Nur 12 Jahre später
wurde der prächtige Boulevard auch
zur Achse der Macht: Die Avenida de
Mayo stellte die Verbindung zwischen
dem Regierungssitz Casa Rosada Ê
und dem 1906 eingeweihten pom-
pösen Palacio del Congreso Nacio-
nal Ù her, der Repräsentantenhaus
und Senat beherbergt. Mit ihren ele-
ganten Trottoirs wurde sie zum Aus-
druck für Glanz und Gloria einer im-
mer reicher werdenden Stadt.
Heute muss der Flaneur mit groß-
zügigen Schlenkern den teils immen-
sen Löchern in den Gehwegplatten
ausweichen und kann nicht verhin-
dern, dass ihm das Kondenswasser
der Klimaanlagen, die dicht an dicht
an den Fassaden kleben, in den Na-
cken tropft. Doch die verblasste Ele-
ganz der hochherrschaftlichen Ge-
F Die Prachtallee Avenida de Mayo
hat einen ganz eigenen Zauber
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