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Volvo - ein ur-schwedischer Konzern
in Zeiten der Globalisierung
Als im Jahr 2007 in Torslanda, einem
Göteborger Stadtviertel wenige Kilo-
meter nördlich des Zentrums, die Sekt-
korken knallten, schien die Welt noch
in Ordnung: Die Verantwortlichen des
Volvo-Konzerns feierten im Stamm-
sitz der Firma den 80. Geburtstag.
Seit 1927 hieß es auf schwedischen
und später allen Straßen der Welt
„ich rolle“ - die deutsche Übersetzung
des lateinischen Namens „Volvo“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es
zum erstaunlichen Aufschwung des
kleinen, bis dato wenig bekannten
Herstellers aus Göteborg gekommen.
Durch mutige Designs - ob grazil wie
das „Schneewittchensarg“ genannte
Model P1800 ES oder brachial wie die
Modelle der späten 1970er- und der
1980er-Jahre - erreichten die Volvo-
Pkws besonderen Liebhaberstatus.
Hinzu kamen die innovativen Sicher-
heitstechnologien, die bei Volvo aus-
gesprochen schnell in die Serienpro-
duktion einflossen. Ob Einführung des
Drei-Punkte-Sicherheitsgurts (1959),
des rückwärts gewandten Kindersit-
zes (1972) oder des Seitenairbags
(1994): Immer war Volvo Marktführer.
Parallel zum Erfolg der schwedi-
schen Personenkraftwagen wuchs
das Portfolio der Marke Volvo und
man engagierte sich ebenso im Lkw-
Bau wie auch in Luft- und Raumfahrt.
Ende der 1990er-Jahre mehrten sich
die Stimmen, die ein Überleben der re-
lativ kleinen Pkw-Produktion bei Vol-
vo nur im Verbund mit einem größe-
ren Partner für realistisch hielten. Der
Verkauf ins Ausland wurde jedoch lan-
ge Zeit von der Regierung blockiert,
da sie die Causa Volvo zu einer Fra-
ge des nationalen Interesses erklär-
te. Mit einem Kompromiss - die Vol-
vogruppe als Mutterkonzern verblieb
in schwedischen Händen und nur die
Pkw-Sparte des Hauses sollte heraus-
gelöst werden - konnten sich schließ-
lich alle Involvierten anfreunden. Für
6,5 Milliarden Dollar übernahm Ford
Anfang 1999 die Pkw-Produktion. Die
einheitliche Vermarktung aller Produk-
te wurde vereinbart und so existierten
de facto „zwei Volvos“ unter dem be-
kannten Volvo-Logo. In der darauffol-
genden Dekade liefen die Geschäfte
solide (Volvo-Pkws) bis ausgezeichnet
(Volvokonzern mit der Lkw-Sparte).
Externe Faktoren in den späten
00er-Jahren sollten wieder für Un-
ruhe sorgen. Durch die Finanzkrise
2008/2009 war auch der US-Riese
Ford ins Trudeln geraten und suchte
händeringend eine Möglichkeit, um
an liquide Mittel zu gelangen. Diese
Suche mündete schließlich im De-
zember 2009 im Verkauf der Pkw-
Sparte an den chinesischen Autoher-
steller Geely. Das Entsetzen war groß:
Mit der amerikanischen Übernahme
zehn Jahre zuvor hatten sich sowohl
die schwedische Regierung, die Ge-
werkschaften und die Öffentlichkeit
des Landes arrangieren können. Jetzt
übernahmen die Chinesen das neben
IKEA wohl „schwedischste“ aller Un-
ternehmen. Doch bisher müssen die
Kritiker schweigen: Die Marke Volvo
hat sich in den Jahren 2013/2014
konsolidiert und die Verkaufszahlen
gehen wieder nach oben. Besonders
der chinesische Markt, mit teilweise
30- bis 40-prozentigen Zuwächsen,
ist der Wachstumsmotor Volvos.
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