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Zerstörung, Tod und Geisterplage
- der Tsunami in Thailand
Als am Morgen des 26. Dezember 2004 die Nachricht von massiven Flut-
wellen in Süd- und Südostasien die Runde machte, ahnte zunächst noch
niemand, welch schreckliche Katastrophe sie verursacht hatten. Etwa eine
Stunde nach dem Seebeben westlich der Küste der indonesischen Pro-
vinz Aceh auf Sumatra erreichten die Flutwellen Thailand und richteten
große Verwüstung an. Ich persönlich erhielt zunächst einen aufgeregten
Anruf aus Patong, der von „starken Überschwemmungen“ und „vielen To-
ten“ sprach. „Überschwemmungen“ können doch im Dezember gar
nicht sein, dachte ich mir, zwar regnet's da vielleicht manchmal, so jah-
reszeitlich gänzlich untypisch, aber Überschwemmungen und Tote …? Ein
Anruf bei einer Bekannten in Phuket City brachte keine weiteren Informa-
tionen. In Phuket City, 17 km von der Westküste entfernt, wusste man von
nichts.
Erst langsam sickerten mehr Nachrichten durch, und es wurde klar, dass
das Seebeben ungeheure Flutwellen verursacht hatte, die vor allem Indo-
nesien, Indien und Sri Lanka in Mitleidenschaft gezogen hatten, aber auch
Thailand war nicht ungeschoren davon gekommen. Der Strand von Ka-
mala war verwüstet, am Strand von Patong waren die Gebäude an der
Strandstraße zerstört, und Khao Lak und Ko Phi Phi waren eine Trümmer-
wüste. Es dauerte Tage bis man ein genaues Ausmaß über den materiel-
len Schaden hatte, und gar Monate, bis eine relativ exakte Zahl der To-
desopfer vorlag. Insgesamt waren knapp 5.400 Tote zu beklagen, etwa
2.000 Menschen galten als „vermisst“. Etwa die Hälfte der Opfer waren
Touristen, darunter vor allem Skandinavier, von denen sich zum Zeitpunkt
der Katastrophe viele Tausende in Khao Lak aufgehalten hatten, dem Ort,
der die meisten Todesopfer zu verzeichnen hatte. Über speziell einge-
richtete Websites suchten viele Menschen nach ihren vermissten Famili-
enmitgliedern, sehr oft leider vergebens.
Wat Yanyao in Takua Pa bei Khao Lak wurde während der Bergungsar-
beiten zur Einsatzzentrale und zur Leichensammelstelle. Nach Aussagen
von freiwilligen Helfern, die gleich nach der Katastrophe an Ort und Stel-
le eintrafen, stapelten sich gleich zu Beginn schon zweitausend Leichen
im Tempel, und ein unsäglicher Leichengeruch hing über dem Tempel
und über dem gesamten Strand von Khao Lak. Erst drei Tage nach der Ka-
tastrophe trafen die ersten Regierungsvertreter ein, die sogleich jedmög-
liche Hilfe ankündigten. Die Versprechungen wurden nur teilweise einge-
halten: Zwar wurden vom Tsunami betroffene Touristen mit oft rührender
Hilfsbereitschaft versorgt und kostenlos nach Bangkok und weiter in ihre
Heimatländer geflogen; in vielen betroffenen Orten wartet die örtliche
Bevölkerung jedoch noch bis heute auf die versprochene Hilfe. Viele der
für die Tsunami-Opfer versprochenen Gelder scheinen im Sand ver-
sickert, bzw. im thailändischen Korruptionslabyrinth „entsorgt“ worden zu
sein. Sieben europäische Länder, darunter auch Deutschland, beklagten
sich bei der thailändischen Regierung, dass 60 % der Spendengelder ihrer
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