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Die Seezigeuner —
Nomaden des Meeres
Die Seezigeuner unterteilen sich in drei ethnische Gruppen, die Moken,
Moklen und Urak Lawoi, die jeweils auch ihre eigene Sprache sprechen.
Der Begriff „Zigeuner“ zur Bezeichnung aller drei Gruppen ist eigentlich
falsch, da in der Vergangenheit nur die Moken einen nomadischen Le-
bensstil auf See führten, die anderen beiden Gruppen sich dagegen in re-
lativ festen Siedlungen an Land niedergelassen hatten.
Die thailändische Bezeichnung ist chao 'le; chao bedeutet „Leute“
oder „Volk“, und 'le ist südthailändische Mundart für thale, „Meer“. (Im
Südthai werden Anfangssilben häufig verschluckt.)
In den vergangenen Jahrhunderten waren die chao 'le gefürchtete
Piraten, die die Gewässer um Phuket zu den unsichersten Asiens mach-
ten, auch wenn einige Historiker die These vertreten, die chao 'le seien
nur durch andere Seeräuber in den Piratendienst gepresst worden.
Heute bezeichnen sich die chao 'le selber als thai mai oder „Neu-
thais“, da viele von ihnen erst in den letzten Jahren oder Jahrzehnten die
thailändische Staatsbürgerschaft erhalten haben. Sie als „sea gipsies“
(Seezigeuner) zu bezeichnen, gilt zumindest als äußerst grob und kann
im schlimmsten Falle sogar als bewusste Beleidigung aufgefasst werden.
Die chao 'le arbeiten heute hauptsächlich als Fischer, Perlentaucher
oder Sammler von Vogelnestern, aus denen eine Suppendelikatesse be-
reitet wird. Die Perlentaucherei, die mit primitivstem Gerät betrieben
wird, hat so manchen zum Frühinvaliden gemacht, und beim Abbau der
Vogelnester in luftiger Höhe kommt es nicht selten zu tödlichen Stürzen.
Zahlreiche chao 'le finden heute glücklicherweise im Tourismus ein si-
cheres Auskommen, vor allem auf den Phi Phi Islands.
Seit Jahrtausenden abhängig von den Naturgewalten, haben sich die
chao 'le einer religiösen Kultform verschrieben, die ihnen Schutz ver-
Die Nachfahren der hinduistischen Südinder
mussten sich zwangsläufig über Phuket City ver-
teilen, nachdem das Gelände, das sie besiedelt
hatten, zu einem Park umgewandelt worden war.
Viele chinesische Wohnkolonien gründeten sich
um chinesische Tempel, die so nun in jeder Hin-
sicht zum „Mittel“-Punkt der Volksgruppe wurden.
Doch da sind noch die „Seezigeuner“. Vermut-
lich stammen sie von den Andamanen oder aus
der Gegend um Sumatra, sicher ist man sich da
nicht. Auch sie leben heute in ihren eigenen Sied-
lungen, so auf Ko Siray und in Rawai. Nach amtli-
Literaturtipp:
„Thailands
Bergvölker
und Seenoma-
den“ aus der
PANORAMA-
Reihe des R EISE
K NOW -H OW
Verlags
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