Travel Reference
In-Depth Information
an die richtigen Leute geraten: Das Haus, in dem wir schlafen, gehört dem örtlichen Bap-
tistenpfarrer; und die zwei passen in seiner Abwesenheit darauf auf.
Nachdem wir geduscht und gegessen haben, laden uns Alex und Vicky auf einen Flipper-
und Bierabend ein. Womit haben wir das verdient?! Nachdem wir mittels Flipperkonsole
(„Attack from Mars“) die irdische Zivilisation wiederholt vor dem Angriff niederträchtiger
Marsmenschen gerettet haben, belohnen wir uns selbst und nehmen das Angebot der Erd-
linge an, noch einen Tag in Gillette einzuschieben, um uns vor den kommenden Strapazen
ein wenig auszuruhen.
Return to Innocence
Irgendwo haben wir auf den letzten 1000 Kilometern unsere Unschuld verloren. Nicht,
dass das auf sexuelle Ausschweifungen zurückzuführen wäre (leider). Nein, es geht um
diese naive Unschuld, die uns - für alle ersichtlich - im Osten anhaftete.
Ein klassischer Supermarkt-Dialog von damals: „Wo kommt ihr her?“ - „Ach, von um
die Ecke.“ - „Und wo wollt ihr hin?“ - „San Francisco!“ - „Na, sieh einer an.“ (Oder wie
der New Yorker sagen würde: „Well, good for you!“) - Die Folge: Mitleid. „Diese Leute
sind doch wie du und ich! Ein bisschen verrückt vielleicht. Aber sonst? - Scheinbar brau-
chen sie Hilfe …“
Hier im Westen ist jetzt alles anders. Nichts ist mehr, wie es war: „Wohin? Nach San
Francisco? Verdammt. San Francisco, das ist weit. Und wo kommt ihr her? - Boston???!
Oh. Wahnsinn! Holy Cow! (Daheim am Land würde man vermutlich ersatzhalber ausrufen:
,Oida Euter!') You must be in good shape …“ Hmm, irgendwie überirdisch, diese Typen.
Wie soll ich mich ihnen bloß nähern? Wer weiß, ob man das überhaupt kann?!
Dann schon lieber unschuldig als überirdisch. Nur, eine Rückkehr ist - wie jede andere
Art von Umkehr auf dieser Reise - unmöglich.
8.
God shave America!
Druckfehler
Ein ganzer Ruhetag in Gillette. - Endlich rasieren!
Wir führen im örtlichen Radgeschäft ein paar längst notwendige Reparaturen an unseren
Rädern durch.
Von Natur aus gewöhnt, jede Ausgabe gründlich zu hinterfragen, lasse ich mich auf eine
Diskussion mit dem Mechaniker ein: „Warum genau sollten wir eigentlich Ersatzspeichen
brauchen? Bei meinem Rad daheim habe ich in acht Jahren keine wechseln müssen.“ -
„Na ja, mit all dem Gewicht auf dem Hinterrad ist die Materialermüdung viel größer, bla,
bla …“ Eigentlich nur deshalb, weil Stefan auch welche hat, lasse ich mir fünf Stück auf-
schwatzen. Ich werde dafür in ein paar Tagen noch sehr, sehr dankbar sein.
Neue Klamotten sind angesagt. Irgendwo im Osten muss ich meinen einzigen Pull-
over verschmissen haben (die letzten bewussten Erinnerungen daran datieren aus der
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