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Tende
Die Pfarrkirche Notre-Dame-de-
l'Assomption, im 15. Jh. ebenfalls aus
Schiefer erbaut, beherbergt Gräber
der Herren von Lascaris, die einst den
Ort beherrschten. Das Gotteshaus
ziert ein schönes Renaissance-Portal
mit Löwen und kleinen Statuen.
Kurz vor dem Col de Tende und dem
gleichnamigen Tunnel liegt das Grenz-
städtchen mit seinen nicht einmal
1000 Einwohnern. Bis 1947 war es ita-
lienisch und hieß Tenda. Dieser Um-
stand spiegelt sich im Charakter des
Ortes wider, der bis heute wie ein itali-
enisches Nest auf französischem Bo-
den wirkt. Aber natürlich wird längst
französisch gesprochen, so auch beim
Dorfbäcker Molinari, wo man noch
wirklich guten Klatsch zu hören be-
kommt, z.B. wer nach Paris geheiratet
hat oder wer kürzlich verrückt gewor-
den ist. Hier scheint die Welt noch in
Ordnung ...
Abgeschnitten von derselben ist
Tende darum noch lange nicht, denn
wegen der berühmten Felszeichnun-
gen in der Vallée des Merveilles strö-
men jährlich Tausende von Touristen
in die Gegend. Wer das „Tal der Wun-
der“ besuchen will, sollte mindestens
eine Übernachtung in Tende oder der
nahen Umgebung einplanen.
Beeindruckend ist zunächst die Lage
des Ortes am Ufer der Roya, einge-
kreist von hohen Bergen. Auf einer der
Anhöhen oberhalb des Dorfes hat
man innerhalb der Mauerreste der al-
ten Burg einen Friedhof angelegt. Wer
hier oben auf einer der Terrassen zur
Ruhe kommt, dem ist die schöne Aus-
sicht über das Dächergewirr von Ten-
de gewiss. Viele der Häuser sind aus
dem grünlich bis violett schimmern-
den Schiefer der Umgebung gebaut;
bei schlechtem Wetter kann der Ort
daher etwas düster wirken.
Musée des Merveilles
Das Museum stellt zum Besuch des
„Tals der Wunder“ (siehe Kasten) eine
interessante Ergänzung dar: Die dort
ausgestellten Felszeichnungen sind
zwar nur Kopien der echten vom
Mont Bégo, doch zeigen sie einen
Querschnitt der für die Täler Vallée
des Merveilles und Vallon de Fontanal-
be typischen Motive. Der Besucher er-
fährt, dass sich diese in vier Gruppen
einteilen lassen: Die erste Gruppe bil-
den die „gehörnten Tiere“, vielfach
Stiere, die fast 80 % der Gravuren aus-
machen; es folgen geometrische Figu-
ren (12,5 %), Werkzeuge (7,2 %) und
schließlich anthropomorphe Figuren,
d.h. menschenähnliche Darstellungen
(0,5 %).
Man vermutet, dass es sich bei den
zahlreichen Stierdarstellungen (allein
oder in Gruppen) um eine Art Stier-
gott handelt, dessen weibliches Pen-
dant die Göttin der Erde ist. Der Stier-
gott symbolisiert die Kraft von Blitz
und Donner und den Segen des
fruchtbringenden Regens. Die Mutter
Erde hingegen steht für das empfan-
gende Element: Der Samen des Him-
mels, einmal in ihr aufgegangen,
wächst und trägt Früchte. Forscher
sind der Meinung, dass die rechtecki-
gen geometrischen Formen, darunter
 
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