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Kreise der europäischen Oberklasse,
zu welchen der Tourist nur selten Zu-
gang erhält.
Hier jedoch bietet sich die Möglich-
keit, einen Blick in das Innere eines
dieser Prachtbauten zu werfen, die zu
jener Zeit vor dem Ersten Weltkrieg an
der französischen Riviera entstanden.
Ganz und gar ein Privathaus, sollte die
Villa, die nach einem Kreuzfahrtschiff
ursprünglich „Ile de France“ hieß, nie-
mals sein. Vielmehr plante die Baronin
von Anfang an einen Ausstellungsort
für ihre reichen Kunstsammlungen zu
errichten. Heute sind 5000 Objekte in
der Villa ausgestellt, draußen erfreuen
sieben Gärten unterschiedlichen Stils
das Auge des Betrachters.
sen sein soll, alles andere als beschei-
den. Wenn Madame, die ein besonde-
res Faible für das 18. Jh. hatte, in der
Villa Gäste empfing, tat sie das in der
Aufmachung Marie Antoinettes - de-
ren ehemaligen Spieltisch sie besaß.
1934, als Béatrice Ephrussi starb,
übernahm die Akademie der Schönen
Künste das Anwesen, denn die Baro-
nin hatte diese großzügigerweise zur
Erbin erklärt.
Rundgang durch die Villa
Man betritt die Villa von einem über-
dachten Innenhof aus, dem Patio, der
im Parterre von Säulen aus Verona-
Marmor umgeben ist. Darüber befin-
det sich eine zweite Etage spanisch-
maurischen Stils mit Balkonen. Der Pa-
tio ist mit einer Auswahl mittelalterli-
cher Kunstwerke und solcher aus der
Renaissance ausgeschmückt. Bemer-
kenswert sind vor allem ein Altarbild
aus dem 15. Jh., welches die heilige
Brigid von Irland darstellt, sowie ein
Gemälde von Carpaccio mit einem ve-
nezianischen Condottiere.
Vom Patio gehen die übrigen Räu-
me der Ausstellung ab: Im Salon Louis
XVI. ist nicht nur das Mobiliar im nach
diesem König benannten Stil zu be-
wundern, sondern auch ein eleganter
Spieltisch, der einst Königin Marie An-
toinette gehörte. Den Boden ziert ein
kostbarer Teppich aus den königlichen
Manufakturen der Savonnerie, der ur-
sprünglich für die Kapelle des Schlos-
ses von Versailles hergestellt wurde. Er
ist im Stil Louis XV. gehalten wie auch
der nächste Salon: Hier gibt es unter
anderem Sessel von Boulard, die mit
Geschichte
Damals, im Jahr 1905, als Béatrice
Ephrussi, geborene Baronin von Roth-
schild, Tochter des Chefs der Banque
de France und Gemahlin eines nicht
minder betuchten Bankiers, das Cap
Ferrat entdeckte, war die Côte d'Azur
im Vergleich zu heute noch paradie-
sisch unverbaut. Das Cap Ferrat zog
die ganz Reichen und Mächtigen an,
zum Beispiel den belgischen König
Leopold II. Gegen diesen, der sein An-
wesen vergrößern wollte, musste Béa-
trice sich durchsetzen, als sie ihr Stück
Land an der Engstelle des Kaps er-
warb.
Sieben Jahre waren für den Bau des
Palastes notwendig, beeindruckender
noch ist die Zahl der rund vierzig Ar-
chitekten, die die Baronin beschäftig-
te. Auch sonst war der Lebensstil die-
ser Frau, die recht exzentrisch gewe-
 
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