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leichte, kaum wahrnehmbare Kr ü mmung stellt sich ein. F ü nf Jahre nach Baubeginn,
als man bereits am vierten Geschoss arbeitet, lassen die Ingenieure den Bau ruhen.
Zu viele schlechte Erfahrungen wurden gesammelt mit allzu hastig errichteten T ü r-
men, zu nachgiebig erscheint das vom Arno angeschwemmte Land. Erst 1272, fast ein
Jahrhundert später, wird der Bau des Turmes fortgesetzt. Als man 1278 am siebten
Stockwerk arbeitet, wird der Bau erneut ausgesetzt. Es dauert wieder fast ein ganzes
Jahrhundert, bis 1360 die Arbeiten zum letzten Mal aufgenommen werden, um den
Turm schlie ß lich im Jahre 1370 zu vollenden.
Heute wissen wir, dass die Baumeister richtig entschieden hatten als sie den Bau
zweimal unterbrachen, obwohl sie den Aubau des Untergrundes kaum kannten. Er
besteht aus einer etwa 10 m mächtigen Schicht schluigen Sandes, der sich vor etwa
10000 Jahren im lachen Wasser einer Lagune absetzte (Abb. 12.1). Darunter folgt eine
etwa 40 m mächtige Schicht sensitiver mariner Tone, die sich vor etwa 30000 Jahren
ablagerten. Erst darunter folgt tragfähiger, dichter Sand. Infolge der langen Unterbre-
chungen beim Bau des Turms konnten die marinen Tone konsolidieren und somit
ihre Scherfestigkeit wiederherstellen, um das Gewicht des sich neigenden Turms zu
tragen. Hätte man ohne Unterbrechung weiter gebaut, dann hätte der Boden nachge-
geben und der Turm wäre längst eingest ü rzt.
Doch trotz der Bauunterbrechungen gelingt es nicht, die Neigung aufzuhalten.
Die Situation verschlimmert sich, als im Jahre 1838 der Architekt Alessandro della
Gherardesca die im Laufe der Jahrhunderte im Boden versunkenen Fundamente der
ersten Säulenreihe freilegt, um einen Rundgang (Catino) anzulegen. Der Turm droht
einzust ü rzen. 1934 versucht man, den Boden unter den Fundamenten mit Injektionen
Abb. 12.1 Der Turm von Pisa und
sein Untergrund (nach Burland,
Jamiolkowski, Viggiani 2002).
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