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10.2.5 Fließen
Bestimmte Ereignisse können dazu f ü hren, dass sich Böden und Gesteinsfragmente
lie ß end zu Tal bewegen. Ein lawinenartiges Flie ß en von Boden- und Gesteinsfrag-
menten wird als Schlamm- oder Schuttstrom bezeichnet. In den Alpen wird diese Form
der Massenbewegung Mure genannt. Murgänge treten nicht nur nach Regenfällen,
sondern auch nach der Schneeschmelze oder als Folge von Erdbeben auf. Auch die
Entwaldung von Hängen und die Übernutzung von Almwiesen (zum Beispiel in Ski-
gebieten) f ü hren zur Entwicklung von Muren. Weiterhin trägt der Klimawandel mit
der Zunahme extremer Wetterereignisse und dem Autauen hochalpiner Permafrost-
böden zur Bildung von Schutt- und Schlammströmen bei.
Die Schäden, die von Murgängen ausgelöst werden, sind mitunter enorm. Nach
den starken Regenfällen vom 19.-21. Juli 1993 im Agra-Khola-Gebiet (Zentralnepal)
verursachten Murgänge die grö ß ten Schäden, obwohl sie nur 5 % aller registrierten
Hangbewegungen ausmachten. Neben Personen- und Gebäudeschäden wurde auch
die lächige Zerstörung fruchtbaren Ackerlands beklagt, die Lebensgrundlage der in
der kargen Gebirgsregion ansässigen Bergbauern (hapa & Dhital 2000). Auch in den
Alpen kommt es immer wieder zu Murgängen. In der Schweiz werden jährlich 10-20
Murgänge beobachtet (Schmid et al. 2004).
Um die Entwicklung und das Verhalten von Murgängen zu untersuchen, wurden
in verschiedenen Hochgebirgsregionen Beobachtungsstationen eingerichtet, insbe-
sondere in Japan, China und in den Alpen. Allerdings sind die Ergebnisse unterein-
ander kaum vergleichbar, da die Zusammensetzung und damit die Mechanismen der
Schlamm- und Schuttströme voneinander abweichen.
Schutt- und Schlammströme können auch Folge eines Gletscherlaufs oder Jökul-
hlaup (isländisch) sein (Maizels 1997, Rist 1983, Röthlisberger & Lang 1987). Ein
Jökulhlaup bezeichnet eine Flutwelle (hlaup) , die sich infolge des Versagens eines Eis-
damms bildet, hinter dem sich das Schmelzwasser eines Gletschers (jökull) angesam-
melt hat, das von einem unter der Eisdecke verborgenen Vulkan geschmolzen wurde.
1996 bricht der Vulkan Grimsvötn aus, schmilzt die Vatnajökull-Eisdecke auf und ver-
ursacht einen katastrophalen Jökulhlaup, der beträchtliche Schäden anrichtet. Auch in
Alaska und im Himalaja wurden Gletscherläufe beobachtet.
Die Eruption von Vulkanen kann auch zur Bildung pyroklastischer Dichteströme
aus Aschen, Lapilli und vulkanischen Bomben f ü hren, die als Glutlawinen oder nue é
ardente mit gro ß er Geschwindigkeit den Berg hinab st ü rzen. Nach dem Ausbruch
des Mount St. Helen (USA) im Jahre 1980 wurden durch R ü ckrechnung noch 10 km
vom Ausbruchsort entfernt Geschwindigkeiten von bis zu 850 km/h ermittelt (Kief-
fer & Sturtevant 1988). Am 24. August 79 zerstörten Ascheregen und Glutlawinen
die Hafenstadt Pompeji. Mischen sich vulkanische Auswurfmassen mit Wasser - zum
Beispiel mit Regen - entstehen Lahars (indonesisch), die mit hoher Geschwindigkeit
zu Tal gehen. Während das römische Pompeji von Ascheregen und Glutlawinen ver-
sch ü ttet wurde, gingen auf Herculaneum zusätzlich Lahars nieder.
Bereits im Jahre 1792 forderte der Ausbruch des Vulkans Unzen auf der Japani-
schen Insel Kyushu 15000 Menschenleben. Das Unzen-Gebiet beindet sich am west-
lichen Ende des Beppu-Shimabara Grabens (Central Kyushu Rit Valley) im Kreu-
zungsbereich der Subduktionsbögen von Ryukyu und Nankai, der Kyushu tektonisch
in eine Nord- und eine S ü dprovinz teilt. Von 1990-1992 bricht der Vulkan erneut in
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