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an uns anschlossen ... auf diese Wiese kamen, die uns eine freye Aussicht auf die
Gegend gewährte, hörten wir ein schwaches Donnern, welches von herabfallenden
Steinen und Erde von der Höhe des Rossberges, wo ein Kreutz steht, in einen sich
dahin aufziehenden Tobel, fast nicht bemerkbar, erzeugt wurde, und als eine von
mir schon ot in den Gebirgen gesehene Sache nicht sehr beachtet wurde. Wie wir
auf erwähnte Wiese traten, wurde der Lärm und die sich losreissenden Steine etwas
stärker, sodass wir stille stunden und diesem Herabfallen durch Fernröhren zusa-
hen ... Etwa 5 Minuten mochten wir auf der Wiese dem Herabrollen der Steine zu-
gesehen und uns gegenseitig, wenn ein recht grosses St ü k herunterkam und dessen
Fall nur bis in den Tobel dauerte, aufmerksam gemacht haben, als plötzlich sich die
gantze Seite des Tobels gegen Schwytz zu, von der Spitze des Berges bis tief herunter,
und meistens mit Tannen bewachsen, in der Direction des Tobels sich in Bewe-
gung sezte und den Eindruk auf uns machte, als wenn wir mit Schwindel befallen
worden wären. Diese Illusion dauerte nur einen Augenblik. Die grad aufstehenden,
mit f ü rchterlicher Schnelligkeit herunter gleitenden Tannen st ü rzten plötzlich eine
ü ber die andere, Erde und Felsen folgten, und ein f ü rchterlicher Donner erhob sich.
Unermessliches Ungl ü k ward von uns vorgesehen, alles wurde furchtbarer - aber
noch kein Gedanke, dass unsere Gegend in Gefahr seyn könnte, stieg in mir auf
[obschon meine Reisegefährten sich bereits in Flucht gesezt hatten], weil ich sah,
dass die Bewegung der Masse nach der Direction des Tobels, nämlich nach der
Gegend von Busingen und Lowertz gieng und weil ich wusste, dass zwischen uns
noch eine ansehnliche Vertiefung sich befand, worein der Bergstrohm vom Rigi
nach dem Zugersee hinloss, und durch verschiedene kleine Anhöhen uns gesch ü zt
glaubte. Im gleichen Augenblik aber wurde ich gewahr, dass nichts von diesem
allem die Gegend von Goldau und uns sch ü tzen konnte, denn mit f ü rchterlicher
Gewalt wurde die linke Seite des Tobels gegen Arth und Goldau hin durch den
Bergfall theils ü berdekt, theils mitgerissen und nun mit erneuerter Gewalt gegen
Goldau hingetrieben; die Tiefe des Bergstrohmes war eine Ritze, die uns besch ü -
zenden Anhöhen Maulwurfshaufen. Steine, Erde, Felsen, Bäume kamen durch die
Lut geschleudert daher; st ü rzten sich diese Massen in Vertiefungen, so wurden sie
durch die nachfolgenden wieder in die Höhe und fort geschleudert, gleich einem
gewaltigen Wassersturz, dessen herabgest ü rzte Fluthen durch die folgenden wieder
emporgeworfen werden. - Die Lut wurde verinstert und Erde, Steine, Häuser und
Bäume logen wie geworfen durch dieselbe hin; das Dorf Goldau wurde, schon ehe
es durch die st ü rzende Masse ber ü hrt wurde, durch den Druk der Lut niederge-
worfen und zertr ü mmert, alles in einem so kleinen Zeitraum, dass der Gedanke,
mich zu retten und diese schrekliche Zerstöhrung, ein und den nämlichen Augen-
blik ausf ü llten. Wie gross meine eigene Gefahr war, weiss ich selbst nicht; die Dauer
war ein Moment, und der Zeitraum des Untergangs von Goldau, Busingen, Röthlen,
Lowertz mit allem Lebendigen und unsrer durch das unwiderstehliche Schiksahl
dahin getriebenen Lieben, betrug nach meiner moralischen Überzeugung nicht 3
Minuten.“
Im Bergsturzmuseum von Goldau sind Dokumente und Artefakte ausgestellt, die
Zeugnis geben von einer der grö ß ten Naturkatastrophen, die nicht nur in der Schweiz,
sondern weltweit Aufsehen erregte und Betrofenheit auslöste. Viele K ü nstler lie ß en
sich von der Katastrophe inspirieren und schufen Gemälde (Abb. 10.7), die in der gan-
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