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Abb. 2.4 Die Glarner Doppelfalte nach der Vorstellung von Arnold Escher und Albert Heim 1870-1902
(oben) und die Glarner Deckfalten nach der Vorstellung von Marcel Bertrand 1883 und Eduard Suess
1892 (nach Heim 1921).
Unkritisch ü bernahm sein Sch ü ler und Nachfolger Albert Heim (1849-1937) die
Doppelfaltentheorie und verteidigte sie mit verve gegen alle Kritiker. Mit der Veröf-
fentlichung seines Werkes „Geologie der Hochalpen zwischen Reuss und Rhein“ im
Jahre 1891 wurde die „Glarner Doppelfalte“ f ü r drei ß ig Jahre anerkannte Lehrmei-
nung. Doch der in Basel geborene und in M ü nchen lehrende Geologe August Roth-
pletz begann, an der Doppelfalten-heorie zu zweifeln und vertrat die Ansicht, dass
eine Überschiebung die geologische Situation plausibler erkläre. Unabhängig davon
entwarf der an der Ecole des Mines in Paris lehrende Franzose Marcel Bertrand bereits
1884 ein Proil, in dem die Glarner Tektonik mit einer gro ß en, von S ü den kommenden
Überschiebung erklärt wird und das, obwohl er selbst nie in den Glarner Alpen kar-
tiert hatte. Die urspr ü ngliche Hypothese von Arnold Escher von der Linth blieb somit
präsent, wurde aber vehement von Albert Heim bestritten, selbst als sich der Wiener
Alpengeologe Eduard Suess 1892 am Foopass und auf der Baumgartenalp der Mei-
nung von Bertrand anschloss. Als jedoch ein Jahr später Hans Schardt aus Neuch · -
tel in einem Artikel nachwies, dass die Pr é alpes der Westschweiz aus dem Inneren
der Alpen aufgeschoben wurden und auch der waadtländische Geologe Maurice Lu-
geon ihm zustimmte, musste Albert Heim die Existenz der Glarner Überschiebung
einräumen: Die Deckentheorie wurde allgemein anerkannt und Grundlage f ü r die
Erklärung tektonischer Fragen auf der ganzen Welt (Tr ü mpy 1991). Ein Besuch der
Glarner Haupt ü berschiebung macht jedem Betrachter die enormen Dimensionen der
Deckentektonik deutlich (Abb. 2.5).
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