Geology Reference
In-Depth Information
Im Rahmen der Neubebauung des Spreebogens nach dem Fall der Mauer
waren die Untergrundbedingungen zu erkunden (nach Borchert, Genske,
Gelbke, Räkers & Schäche 1995). Insbesondere galt es zu pr
ü
fen, ob sich im Bereich
der Trassen der unter dem Regierungsviertel auszuf
ü
hrenden Tunnelbauwerke
Baugrundhindernisse befänden. Die Voruntersuchungen hatten bereits ergeben,
dass möglicherweise mit massiven Baugrundstörungen zu rechnen sei. Albert
Speer hatte während der Hitler-Diktatur den Autrag, den Spreebogen zum Macht-
zentrum des Dritten Reiches auszubauen. Dabei wurde nachweislich in den Unter-
grund eingegrifen. Die Auswertung der historischen Unterlagen brachte zwar ei-
nen Aufschluss dar
ü
ber, wo möglicherweise mit Tunneln, Baugrubenwänden und
Fundamenten zu rechnen sei, ihre Existenz konnte jedoch nicht nachgewiesen wer-
den (siehe Kapitel 6). - Es wurde daher entschieden, das Gelände geophysikalisch
aufzunehmen (Abb. 7.18, Abb. 7.19). Da armierte Fundamente, Stahlbetontunnel
und Stahlspundwände magnetische Kontraste verursachen, wurde eine geomagne-
tische Feldkampagne durchgef
ü
hrt, die etwa 20 Hektar abdeckte. Die Messungen
zeigen deutlich die im Lutbild bereits nachgewiesene 140x60 m gro
ß
e Baugrube
f
ü
r den „Spreedurchstich“ (Umleitung der Spree) s
ü
dlich der geplanten „Halle des
Volkes“ (Abb. 7.20). Zwei massive Tunnelfundamente sind erkennbar, die die Tras-
sen der neuen unterirdischen Verkehrsanlagen kreuzen. Weiterhin bilden sich die
Baugrubenwände (Spundwände, Berliner Verbau) f
ü
r zwei s
ü
dlich abzweigende
Tunnelbauwerke ab. - Die Geometrie einzelner Störkörper wurde im weiteren Ver-
lauf der Hauptuntersuchungen mit Hilfe seismischer Methoden und mit Georadar
näher vermessen. Mit Aufschlussbohrungen im Bereich des „Spreedurchstichs“
wurden 6 m mächtige Stahlbetonfundamente nachgewiesen. Nun stand fest, dass
bei der Durchf
ü
hrung der Bauma
ß
nahmen mit erheblichen Störkörpern zu rechen
ist. Die Planung wurde entsprechend angepasst.
Geoelektrik
Eine Vielzahl von
geoelektrischen Methoden
lassen sich unterscheiden: Nat
ü
rliche
elektrische Anomalien werden mit
magnetotellurischen Messungen
und
Eigenpoten-
zialmessungen
untersucht. Daneben werden k
ü
nstliche elektrische Felder erzeugt, um
elektrische Kontraste zu orten, wobei man
Gleichstromverfahren
und
We c h s e l s t ro m -
verfahren
unterscheidet.
Widerstandsmessungen
Bei der
elektrischen Widerstandsmessung
wird
ü
ber Elektroden ein k
ü
nstliches elekt-
risches Feld erzeugt. Die Variationen des elektrischen Widerstands des Untergrundes
werden gemessen und kartiert. Widerstandsmessungen basieren auf dem Ohmschen
Gesetz
mit
U
[V] als Potenzialdiferenz oder Spannung,
R
als elektrischer Widerstand [ʩ]