Geology Reference
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Auf einem verlassenen Hafengelände werden Altlasten vermutet (nach Hein-
rich 2000, Genske & Heinrich 2009). Das nahezu ebene Gelände erstreckt
sich ü ber 9 ha. Nach der geologischen Karte von 1940 stehen im Projektgebiet
quartäre Sande mit vereinzelten Tonlinsen an. Während der Entwicklung des Ha-
fens in den 1960er Jahren wurde das Gelände zusätzlich mit Aushubmaterial aus
den Hafenbecken auf 4 m ü ber NN erhöht. Ofensichtlich wurden die Anlagen in
den 1980er Jahren erweitert, um neben Schifsabwässern auch andere Abwässer bis
hin zu l ü ssigem Gefahrgut zu lagern und zu klären. Vor der gerichtlich angeordne-
ten Einstellung des Betriebes hatten die Tanklager eine Kapazität von 60000 t Ab-
wasser. Zusätzlich wurden feste Abfallstofe auf der Fläche gelagert, ohne die gelten-
den Umweltvorschriten zu beachten.
Im Rahmen einer Gefährdungsabschätzung war die Belastung des Bodens mit
Schadstofen zu erkunden. Diese Aufgabe erwies sich als schwierig, da der Zugang
zur Fläche wegen der laufenden Gerichtsverfahren verwehrt wurde. Somit lagen
nur Betriebsunterlagen, Baugenehmigungen und Lutbilder vor. Im ersten Schritt
wurden Betriebsabläufe untersucht, die möglicherweise zu einer Verschmutzung
des Geländes gef ü hrt haben. Dazu mussten alle Prozesse der Produktion, Transfor-
mation und Lagerung von Schadstofen rekonstruiert werden. Anhand der vorlie-
genden Unterlagen wurden alle Anlagenteile und Objekte erfasst, klassiiziert und
dokumentiert. Dazu gehörten Tanklager, Versorgungs- und Entsorgungsleitungen,
Lagerplätze, Produktionseinheiten, Betriebsanlagen sowie Hinweise zu Bodenkon-
taminationen wie Bodenverfärbungen. Im nächsten Schritt wurden logische Regeln
aufgestellt, die potenzielle Kontaminationspfade beschrieben. Da nur wenige kon-
krete (crisp) Informationen vorlagen wurden diese Regeln mit fuzzy sets assoziiert.
Ein Beispiel f ü r eine solche Regel zeigt Abbildung 4.51.
Die fuzzy sets , ihre Zugehörigkeitsfunktionen und die logischen Regeln bilde-
ten die Basis f ü r ein eigens entwickeltes unscharfes Expertensystem (fuzzy expert
system FES), mit dem die Lutbilder noch einmal analysiert wurden. Auf dieser
Grundlage wurden unscharfe Kontaminationspotenziale f ü r alle Anlagenteile und
Objekte hergeleitet. Die Ergebnisse wurden in einer Datenbank gespeichert, als
Punktinformationen in ein Geoinformationssystem (GIS) ü bertragen und einer
Kriging-Routine unterworfen. Die daraus generierte Gefährdungskarte zeigt Ab-
bildung 4.52. Dabei wurden zehn Gefährdungsklassen unterschieden.
Nachdem das Gelände wieder zugänglich war wurden Proben genommen und
der tatsächliche Schadstofgehalt ü berpr ü t. Auch aus diesen Punktdaten wurde
mittels Kriging eine Gefährdungskarte erstellt (Abb. 4.52), ebenfalls mit zehn Ge-
fährdungsklassen. Der Vergleich beider Karten zeigt eine gro ß e Übereinstimmung.
Vorausgesetzt, eine Über- bzw. Unterschätzung von einer Gefährdungsklasse wird
als akzeptabel angesehen, stimmen beide Karten zu 90% ü berein. Dieses Ergebniss
ist von gro ß er Bedeutung: Nicht nur, dass erhebliche Kosten bei der Gefährdungs-
abschätzung eingespart werden können. Dar ü ber hinaus ist es auch möglich, un-
zugängliche Gebiete anhand von Betriebsplänen und Lutbildern zu analysieren.
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