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Burger Museum
nicht so recht deutlich wird. Gegründet
worden sein soll die Kirche im Jahr 1148,
als der Bruder des in der Bökelnburg er-
schlagenen Grafen
Rudolf
den Bau als
Zeichen der Sühne veranlasste (siehe Ex-
kurs „Aufruhr in Dithmarschen“). Im
Inneren der Kirche befindet sich ein
Kruzifix aus dem 14. Jh. über dem Back-
steinaltar.
Im Herzen der Stadt befindet sich ein
Museum, das zu einem Bummel durch
das historische Burg der letzten Jahrhun-
derte einlädt. In mehreren Abteilungen
wurden
Räumlichkeiten
verschiedener
Burger
Handwerker
originalgetreu wie-
der aufgebaut. Zu besichtigen sind ein
Aufruhr in
Dithmarschen
Barsch ordnete sie die umgehende Abliefe-
rung aller fälligen Zehntenan, aber molto
su bito!
Das ergrimmte nun die Bauern ziemlich.
„Dat geid so nich!“, wisperte es dann durch
die Hütten, und flugs wurde eine
List
erson-
nen. Zum fälligen Termin zogen die Land-
männer mit schuldbewusster Miene zur
Burg, doch ach, welch Pech! Just im Torbo-
gen brach ein Wagen zusammen, das Tor ließ
sich nicht mehr schließen. Das war das Zei-
chen, der
Aufruhr
brach aus. Die Bauern
stürmten aus den Verstecken und in die Burg,
alles niedermetzelnd. Über den Rest senken
wir den Mantel des Schweigens.
Aber noch einmal Vorhang auf, jedenfalls
ein Stück. Drei Jahre später verschlug es ei-
nen Bruder des Ex-Burgherren in geschäftli-
chen Dingen in die Gegend - man führte ge-
rade Krieg. Besagter Bruder ließ in einer
Kampfpause flugs eine
Kirche
zum Anden-
ken an den Grafen Rudolf bauen, was bis
heute als Gründung der Burger Kirche ange-
sehen wird.
Die Moritat wird auf dem alle fünf Jahre
(nächstes Mal 2015) im August stattfinden-
den
Holzmarktfest
als
Theaterstück
auf
der Freilichtbühne aufgeführt, und zwar in
plattdeutscher Mundart: „Graf Rudolfs Dood
op de Bökelnborg“ (Graf Rudolfs Tod auf der
Bökelnburg).
Die Dithmarscher sind ruhige, bedächtige
Gesellen. Sie kommen nicht so schnell in Ra-
ge, ihr Blut kocht nicht gerade „italienisch“
schnell über (pardon - das sind natürlich
Pauschalisierungen). Aber einmal war es
dann doch soweit: „Dat geid so nich!“ (Das
geht so nicht), scholl der Ruf durch die Stra-
ßen. Das war 1145.
Was war passiert?
Graf Rudolf,
seines Zei-
chens Landesherr mit Sitz auf der Bökeln-
burg, verlangte gnadenlos den
Zehnten
von
seinen Bauern, egal wie gut oder, noch ega-
ler, wie schlecht die Ernte auch ausfiel. Die
verzagten Bauern trauten sich und baten um
Aufschub. Graf
Rudolf,
misstrauisch wie alle
Herrscher, glaubte seinen Untertanen kein
Wort. Also ließ er sich herab und schaute in
die Scheune des reichsten Bauern, mal se-
hen, was der mir so erzählt, ha! Und was er
sah, gefiel ihm gar sehr, nämlich eine
dralle
Maid.
Ernte hin oder her, man ist ja kein Un-
mensch, neeech, aber das Mädel, die soll
mich mal auf der Burg besuchen kommen,
und zwar subito!
Das schmeckte nun der
Gattin
des Grafen
überhaupt nicht, wer kann's ihr verdenken?
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