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Friesisch
lacht wie an diesem Abend, schenkel-
klopfend brüllten die Abgeordneten
über Beiträge wie: „De Hamborger Se-
noot un sien Beamten sitt dor mit 'n bre-
den Mors und kiekt nur to.“ (Der Ham-
burger Senat und seine Beamten sitzen
auf ihrem breiten Arsch und gucken nur
zu.) Das war selbst auf Platt nicht mehr
fein genug, und unter Gelächter rief der
Sitzungspräsident den Sprecher zur Ord-
nung: „Mors, dat geiht nich!“ (Arsch, das
geht nicht). Darauf der Sprecher: „Denn
seg ik Achtersteven“ (Dann sag ich Hin-
terteil). Natürlich wurde der Antrag an-
genommen, einstimmig.
„Deus mare, Friso litora fecit“ (Gott
schuf das Meer, der Friese die Küste).
Die Friesen rangen schon immer mit
den Naturgewalten, mussten sich und
ihr Hab und Gut vor Sturm und Wellen
schützen.
Etwa 50.000 Menschen entlang der
Nordseeküste rechnen sich heute zu den
Nordfriesen, aber nur jeder Fünfte be-
herrscht noch die friesische Sprache. Da-
mit sich diejenigen, die das Friesische
noch sprechen, gleich erkennen, stecken
sich manche einen kleinen Silberknopf
ans Revers.
Friesisch ist eine eigenständige Spra-
che des Westgermanischen, es hat mehr
Gemeinsamkeiten mit der englischen
Sprache als beispielsweise mit dem Platt-
deutschen.
Friesisch zerfällt in mehrere Dialekte,
die derart voneinander abweichen, dass
sich die Sprecher untereinander nur
schwer verständigen können. Auf Sylt
wird Söl'ring gesprochen, auf Helgoland
Halunder, auf Föhr dagegen Fering und
auf Amrum Öömrang. Neben den Dia-
lekten auf den Inseln gibt es noch we-
nigstens sechs Dialekte auf dem Fest-
land. Um Niebüll wird Bökingharder ge-
sprochen, während weiter nördlich, bei
Klanxbüll, das Wiedingharder vor-
herrscht, weiter südlich Goesharder, das
sich abermals unterteilt. Selbst die Kenn-
zeichnung, dass jemand Friesisch
spricht, unterscheidet sich in den Dia-
lekten: „Ma me koost Dü frash/friisk/
fresk snååke“ (Mit mir kannst du Frie-
sisch sprechen).
Und Friesisch ist vom Aussterben be-
droht. Was auch schon einem seiner
Dialekte passierte: Das Südergoesharder
Platt am Tresen
Wer in eine kleine Dorfkneipe kommt,
hat manchmal nicht viel Auswahl an
Sitzmöglichkeiten. Egal, wo man sich
niederlässt, eine plattdüütsch-kurze Be-
grüßung muss sein. Dazu dreimal kurz
auf den Tisch klopfen und „Ik mok mol
so“ (Ich mach mal so) sagen, das kürzt
das Begrüßen ab, man muss nicht jedem
die Hand geben und „sabbeln“ - und
man wird sofort als Kenner ausgewiesen.
Zwei Sätze sind noch wichtig für das
Überleben am Tresen: „Gif mi noch'n
Lütt un Lütt“ (Gib mir noch ein Kleines
und einen Kurzen), gemeint ist ein klei-
nes Bier und ein Schnaps. Der andere
Satz lautet: „Gif mi noch een ut de Bud-
del“ (Gib mir noch einen aus der
Schnaps-Flasche). Und wer aus guter
Laune heraus eine Runde Schnaps aus-
gibt, der muss diesen „freigeben“, also
zum Trinken auffordern. Dazu genügt
eigentlich „Prost“, aber plattdeutscher
wäre „Nich' lang' schnacken - Kopp in'n
Nacken“, Übersetzung überflüssig, oder?
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