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Schimpfen auf Platt
lich, wenn kurz vor der Tagesschau je-
mand mit „Moin“ grüßt, aber „moin“
bedeutet soviel wie „gut“, es wird im
Plattdeutschen auch als Begriff für bei-
spielsweise moijen Wind (guten Wind)
beim Segeln gebraucht. Bei Moin, moin
wünscht man sich also „einen Guten“.
Die Gelassenheit drückt sich auch mit
„immer sutsche“ aus - schön ruhig, kei-
ne Panik, nicht herumstressen. In etwa
so bewegt sich der Holsteiner. Das wäre
schon mal ein guter Start in die typisch
norddeutsche Stimmungslage.
Holsteiner sind ruhige Genossen; wenn
sie sich etwas zu sagen haben, dann
meist ohne Schnörkel, eben direkt ins
Gesicht. Auf Platt wirkt das aber halb so
schlimm, denn Platt klingt gemütlich,
selbst derbe Beleidigungen werden auf
Platt abgefedert. Ein „Schietbüdel“ wird
nie übersetzbar sein, denn dann würde
aus dem plattdeutschen Kosewort eine
hochdeutsche Beleidigung, nämlich
„Scheißbeutel“ - brrr, wie das klingt!
Hierzu passt eine Anekdote: 1994 be-
riet die Bürgerschaft in Hamburg (ja, ja,
so vornehm gediegen nennt sich das Par-
lament der Hansestadt) über einen An-
trag auf Aufnahme des Plattdeutschen in
die Europäische Charta für Minderheits-
sprachen, natürlich „op Platt“. Selten
wurde bei einer Politikerdebatte so ge-
n Mit „Moin, moin“
wünscht man sich in Schleswig-Holstein
einen guten Tag, und das rund um die Uhr
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