Geoscience Reference
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Kapitel 8
Messnetze zur Durchflusserfassung
8.1 
 Aufgabe und historische Entwicklung
Hydrometrische Messnetze haben die Aufgabe, mit Hilfe hydrologischer Daten In-
formationen über die Wasserressourcen eines Einzugsgebiets für
die praktische Wasserbewirtschaftung (Planung, Bemessung und Steuerung von
Wasserversorgungssystemen, Wasser- und Umweltschutz etc.) und
die hydrologische Forschung (Wasserhaushaltsstudien, mathematische Einzugs-
gebiets-Modelle, Ermittlung des Einflusses anthropogener Maßnahmen, gewäs-
serökologische Fragestellungen etc.)
zur Verfügung zu stellen.
Wie in Kap. 1.3 dargestellt, wurden die ersten Messungen des Wasserstands schon
rd. 600 Jahre v. Chr. am Nil durchgeführt. In europäischen Gewässern begannen die
ältesten Überlieferungen von Wasserständen durch Hochwassermarken, die von den
Anwohnern großer Flüsse schon seit dem Mittelalter angebracht wurden. In Deutsch-
land begannen die ersten regelmäßigen Wasserstandsbeobachtungen ab 1727 an der
Elbe bei Magdeburg, 1766 bzw. 1770 folgten Düsseldorf und Köln am Rhein. Abfluss-
messungen wurden erst seit 1793 vereinzelt am Rhein durchgeführt. D. h., dass die
Kenntnis der Abflussverhältnisse lange auf Wasserstandsmessungen basierte. Regel-
mäßige gewässerkundliche Messdienste wurden an Rhein und Seine am Ende des
18. Jahrhundert begonnen. Das heißt, die hydrometrischen (und meteorologischen)
Beobachtungsnetze sind im Laufe von Jahrhunderten historisch gewachsen bis hin zu
heutigen integrierten Messnetzen mit elektronischer Datenerfassung, -fernübertragung
und Datenbank-basierter Weiterverarbeitung, wie in Kap. 6 eingehend behandelt.
Hydrologische Systeme sind dreidimensional und ihre Daten durch räumliche
und zeitliche Variabilität charakterisiert. Das Abflussverhalten eines Einzugsgebiets
z. B. wird einerseits stark von zeitinvarianten Einzugsgebietscharakteristika wie
dem geologischen Aufbau des Untergrunds, der Geländeneigung und Topographie,
den Grundwasserverhältnissen, dem Infiltrationsvermögen der Böden etc. geprägt;
andererseits spielen die zeitvarianten Variablen wie Wasserstand und Durchfluss
eine dominierende Rolle. Das gilt gleichermaßen für Niederschlag, Verdunstung,
Bodenfeuchte sowie Güteparameter wie pH-Wert oder Sauerstoffgehalt.
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