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Tab. 5.15 ). Hierbei wird die oberflächennahe Fließgeschwindigkeit durch hochauf-
lösende Aufnahme und Analyse der Oberflächenrauheit eines Gewässers abgeleitet.
Die Aufnahme der Oberflächenstruktur kann mit Radarsensoren oder mit Video-
kameras durchgeführt werden. In der Praxis ist am weitesten entwickelt der Ein-
satz von 24 1 / 8 GHz-Radarsensoren. Es handelt sich dabei grundsätzlich um ein
Indexverfahren, d. h. aus einer Teilinformation, hier der Oberflächengeschwindig-
keit, muss auf den gesamten Querschnitt geschlossen werden. Zur „Hochrechnung“
kommen vornehmlich hydraulisch-numerische Modelle (2D, 3D) zum Einsatz, wie
sie sich schon bei der Kalibrierung anderer Messverfahren bewährt haben. Das Ver-
fahren setzt eine Mindestoberflächenrauheit voraus; je nach Hersteller werden da-
her minimale Strömungsgeschwindigkeiten von 0,3 bzw. 0,5 m/s gefordert. Dies
bedeutet, dass das Verfahren nicht universell einsetzbar ist. Dennoch ist es ein Ver-
fahren, dass als Ergänzung zu einem der übrigen installierten Systeme, auf jeden
Fall bei Hochwasser, sehr nützlich sein kann. Die bisherigen Erfahrungen im Mit-
tel- und Niedrigwasserbereich sind aber schon so vielversprechend, dass diesem
relativ preiswerten Messsystem durchaus eine gute Zukunftsperspektive zugetraut
werden kann.
Bei der Durchflussmessung an Stauwehren und damit verbundenen Anlagen-
stücke wie Turbinen, Schleusen, Fischauf- und -abstiegen sowie Bootsgassen (Nr.
9 in Tab. 5.15 ) kommen verschiedene Messverfahren aus der Hydrometrie offener
Gerinne und geschlossener Rohrleitungen zum Einsatz. Daher besteht hier die Her-
ausforderung im kombinierten Einsatz vieler verschiedener Verfahren.
Insgesamt steht, wie es die Zusammenstellung in Tab. 5.15 verdeutlicht, ein
„Potpourri“ verschiedener Messverfahren mit unterschiedlichen Mess- und Anwen-
dungsbereichen, unterschiedlichen Genauigkeiten und sehr unterschiedlichen Kos-
tenrahmen zur Verfügung. Nach Ansicht des Autors kann in Zukunft der kombinier-
te Einsatz verschiedener Messverfahren an einer Messstelle für unterschiedliche
Fragestellungen (z. B. NW, HW, Grenzwerteinhaltung, zur Echtzeitsteuerung von
groß- und kleinräumigen wasserwirtschaftlichen Systemen, instationäre Durchflüs-
se bei der Stadtentwässerung etc.) die Regel werden, da es ein universelles Verfah-
ren zur kontinuierlichen Durchflussmessung bisher offensichtlich nicht gibt. Erste
Ansätze hierzu finden sich in den Redundanzkonzepten, die in Kap. 8 im Rahmen
der Messnetzoptimierung vorgestellt werden.
Literatur
Ackers, P., White, W. R., Perkins, J. A. u. Harrison, A. J. M.: Weirs and flumes for flow measure-
ment. Wileys: Chichester, 1978.
Adrian, G.: Auswertung von durch Verkrautung beeinflussten Durchflussdaten. In: 17. DVWK-
Fortbildungslehrgang Hydrologie: „Durchflusserfassung in offenen Gerinnen. - Klassische
Verfahren und neue Entwicklungen“ in Essen. DVWK: Bonn, 1992, S. 22-1 bis 22-28.
Autorenkollektiv: Gewässerkundliche Vorschrift Nr. 4 - Entwurf der überarbeiteten Fassung. Ins-
titut für Wasserwirtschaft: Berlin, 1978.
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