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es mit jedem verstrihenen Jahr shwieriger werden würde, einen irgendwann irre-
versiblen Klimawandel zu verhindern. Wie müsste ein Horrorszenarium also ausse-
hen, damit PolitikerInnen wie auh Privatpersonen eine radikale Energiewende in
Angrif nehmen?“ 40
Der Kampf gegen den Klimawandel hat zu einer routinierten Katastrophenrhet-
orik auf einer vermeintlih siheren wissenshatlihen Basis geführt. Die politishe
Lösung des Problems wiederum wird häuig auf eine verordnete „Energiewende“
reduziert, deren Alternativlosigkeit durh „Horrorszenarien“ untermauert wird.
Die Frustration innerhalb der Koalition aus Wissenshat, Politik und Umweltor-
ganisationen, die Klimapolitik als Weltretung verstanden und praktizierten, war
wegen ausbleibender Erfolge erheblih - und so setzte man in gewisser Weise rhet-
orish alles noh einmal auf eine Karte: Das politishe Ziel wurde als wissenshat-
lih legitimiert gesetzt. Die 2-Grad-Marke wurde als Kipppunkt identiiziert, der
niht übershriten werden darf. Zwei Grad verstanden als Erwärmung seit Beginn
der Industrialisierung um ca. 1860 als der Zeit, wo die Kelle des Hokeyshlägers be-
ginnt. Die gesamte Argumentations- und Beweislast wurde gewissermaßen der
Wissenshat aufgeshultert. Entweder gelingt in Kopenhagen im Dezember 2009
die Wende, oder es ist alles zu spät: So ging man in die Verhandlungen.
Der Durhbruh gelang niht, die Verhandlungen sheiterten. Man fuhr auf der
Autobahn einfah weiter, nahdem man die angeblihe letzte Ausfahrt verpasst
hate, und setzte die Hofnungen auf spätere Ausfahrten: die nahfolgenden Klima-
gipfel in Cancún, Durban, Katar oder Rio +20. Wie wir alle wissen, erholte sih die
globale Klimadiplomatie von der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen bisher jedoh
niht. Mit einem Shuss Optimismus kann man immerhin heute etwas aus ihrem
Sheitern lernen und Shlüsse für eine Neuausrihtung der Klimapolitik ziehen.
Das Sheitern der Kopenhagener Verhandlungen hate vor allem zu tun mit un-
verträglihen Interessen der Teilnehmer. Zum Sheitern trugen aber auh un-
vorhergesehene Ereignisse im Vor- und Umfeld des Gipfels bei, die neues Liht auf
den politishen Prozess, die Klimawissenshaten und die Grenzen der bisherigen
Konzeption des Klimawandels warfen. Wir werden in diesem Kapitel auf die Stellen
eingehen, an denen sih Wirklihkeit und Anspruh von Klimapolitik und
Klimawissenshat aneinander rieben.
Zuerst werden wir drei Ereignisse miteinander in Beziehung setzen, die nah un-
serer Meinung für das Sheitern des bisherigen Ansatzes, Klimawissenshat und
Klimadiplomatie zu vermishen, stehen. Kurz vor der Konferenz in Kopenhagen,
 
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