Geoscience Reference
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die Signiikanz der eigenen Arbeiten für Klimawissen und Klimapolitik zu beans-
pruhen und zu dokumentieren. Der Klimawandel ist heute überall, und das von
den Naturwissenshaten vorgefertigte Konzept der Klimakatastrophe wird ot un-
kritish von den naheilenden Geistes-, Sozial- und Kulturwissenshaten übernom-
men, ohne dieses selbst zu problematisieren. Verlassen sie diesen Pfad doh einmal
und mahen die Klimaforshung in der Wissenshatsforshung oder den Science
and Tehnology Studies selbst zum Gegenstand, kommt es shnell zu Abwehrreak-
tionen und Streitigkeiten. In den 1990er Jahren war es bereits zu hetigen innerwis-
senshatlihen Auseinandersetzungen über Konstruktivismus, wissenshatlihe
Objektivität und damit verbunden die Vergabe von Fördermiteln gekommen. Diese
„Science Wars“ werden heute ot in der Klimadebate weitergeführt - inhaltlih,
wenn es um die „Wahrheit“ oder „Realität“ des menshengemahten Klimawandels
geht, und inanziell, wenn es um Mitelzuweisungen an die Forshungseinrihtun-
gen geht. Die Klimawissenshatler ziehen im Allgemeinen einen von Relativismen
ungetrübten Wahrheitsbegrif vor.
In der Praxis herrshen denn auh ot klare Mahtverhältnisse, in denen die von
der Förderung bevorzugten Naturwissenshaten den anderen Disziplinen die
Spielregeln aufzwingen. Zwar spielen ethnographishe, soziologishe oder psyholo-
gishe Forshungen in interdisziplinären Projekten eine immer größere Rolle, doh
geshieht dies fast immer unter der Prämisse naturwissenshatliher Terminologie
und Methodologie. Dieser Trend sheint sih allerdings langsam zu ändern durh
den zunehmenden Fokus darauf, wie sih der Klimawandel in einzelnen Regionen
und auf das Leben der Bevölkerungen auswirkt und wie diese damit umgehen.
Ausweitung der Klimaforschung
Bereits Ende der 1980er Jahre war ein nationaler Konsens in der Klimafrage, etwa in
einer Enquete-Kommission des Deutshen Bundestages, hergestellt worden. Parallel
dazu wurde die nationale Klimaforshungs-Expertise weiter ausgebaut, insbeson-
dere durh die Gründung des Potsdam Instituts für Klimafolgenforshung PIK im
Jahr 1992. Damals, nah der „Wende“, wurde die ostdeutshe Wissenshat durh
westdeutshe Wissenshatler begutahtet, und das, was als „lebensfähig“
eingeshätzt wurde, meist in neuen Institutionen zusammengefasst. Eine davon war
das PIK, das sih aber shnell seiner ostdeutshen Wurzeln entledigte. In wenigen
Jahren wuhs es zur wihtigsten und erfolgreihsten deutshen Klimaforshungsein-
 
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