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Sartorius stellt dieses natürlih niemals vollendbare Projekt als eine Art ho-
merisher Reise dar. Er geizt niht mit Anspielungen, shon der Titel gemahnt an
die Odyssee : „In Sandalen die Welt von morgen suhen“. Die Reportage ist bebildert
mit einer Fotograie der drei Klimaforsher Klaus Hasselmann, Mojib Latif und
Ernst Maier-Reimer, die das Max-Plank-Institut maßgeblih mitgeprägt haben:
Man sieht sie wie drei verwegene Reisende vor einem Gemälde aus dem 16.
Jahrhundert gruppiert, das die ganze Wand bedekt und eine Shöpfungsgeshihte
darstellt:
„Ein anderes Kunstwerk, Boticellis Geburt der Venus, bedekt die Wand, und
man denkt sih: Wenn die Klimaforshung doh nur so bildhat darzustellen wäre.
Der Wind aus Engelsmund. Die Wolken als wehender Teppih. Der Ozean als
gewellte Mushel.“
Und in der Mite steht die nakte Venus auf der Mushel. Der damalige Direktor
Klaus Hasselmann sheint fast in ihr zu sitzen, mit „silbergrauem Bart“, wie Sartori-
us erwähnt; der Klimaforsher Mojib Latif stützt sih mit einer Hand auf den Bauh
der Venus, während der Modellierer Maier-Reimer mit vershränkten Armen neben
ihr steht, den Kopf ihr zugeneigt. Alle drei shauen mit kühnem Blik in die Kam-
era, wie es Erforshern der Erde, des Meeres und des Himmels geziemt. Sie sind, so
sagt das Bild unmissverständlih, jeder ein Odysseus, und der Reporter ist ein
Homer, der von ihren sagenhaten Heldentaten, ihren gefährlihen Reisen, ihren tra-
gishen Irrtümern und ihren bedrohlihen Botshaten berihtet.
Und tatsählih durhläut der Reporter auf seinem Weg durh das Forshungsge-
bäude des Max-Plank-Instituts und der dazugehörenden Baraken die Welt und
was sie zusammenhält. Die Forsher sind mit untershiedlihsten Naturersheinun-
gen beshätigt, und sie durhqueren auf den Spuren von Vulkanausbrühen,
Wolkenbändern, Aerosolen, Meeresströmungen und El Niño die Weltregionen. Das
Klima ersheint in Form von „Dürren in Australien, Waldbränden in Indonesien,
Fishsterben vor Peru (oder) winterlihen Kältewellen in Regionen, wo es Herbst
sein sollte“, oder es mutiert zum politishen Gegenstand, der in Kyoto verhandelt
wird und die Klimaforshung in einen Kleinkrieg mit der Industrielobby verstrikt.
Die gesamte Reportage ist durhzogen von der Spannung zwishen sahliher
Beshreibung und mythisher Überhöhung, zwishen individuellen Forshungen auf
Fahgebieten und dem gemeinsamem hema, dem Klimawandel, und, auf einer
weiteren Ebene, zwishen der Wissenshat und der Gesellshat. Die Distanz zwis-
hen diesen Polen wird immer wieder durh Bilder, Metaphern und andere narrat-
 
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