Geoscience Reference
In-Depth Information
erinnerte daran, dass man sih vielleiht in niht allzu ferner Zukunt auh über un-
sere heutigen wissenshatlihen und gesellshatlihen Versuhe, dem Klimawandel
zu begegnen, lustig mahen könnte.
Eine große Wirkung hate die Präsenz von Nico Stehr in der Höhle der naturwis-
senshatlihen Löwen damals niht, die Runde merkte niht weiter auf, aber ein
Anfang war gemaht: Die Idee, dass die naturwissenshatlihe Konstruktion des
Klimas nur eine unter anderen Deutungsprozessen ist, war ausgesprohen.
Vor allem aber öfnete Nico Stehr den Geistes- und Sozialwissenshaten vor-
sihtig die Tür zum Klimathema. Heute sind sie weit mehr integriert als früher,
auh wenn nah wie vor gilt, dass das Klima dem Tauziehen der Disziplinen ausge-
setzt ist. Die Naturwissenshaten beanspruhen das Klima eifersühtig für sih und
betrahten andere Disziplinen allenfalls als Helfer, um die eigenen Ergebnisse besser
kommunizieren zu können und Daten für ihre Modelle zu bekommen. Erst langsam
wird das Klima als ein Gegenstand jenseits der Disziplingrenzen wahrgenommen.
Bis die Klimaforsher wirklih anerkennen, dass sowohl das Klima als auh seine
Erforshung eine politishe, soziale und kulturelle Geshihte haben, werden siher
noh einige Jahre vergehen. Dies erfordert einen Perspektiven- und auh einen Stil-
wehsel. Es brauht den Mut, den Klimawandel niht nur auf seine Daten reduziert
zu verstehen, sondern als Fortsetzung einer großen Klimaerzählung, die uns in im-
mer neuen Formationen am Lagerfeuer zusammenbringt.
Die große Klimaerzählung
Klimaforshung wird ot so dargestellt, als ob es sih dabei um das Entdeken einer
Wahrheit handele, welhe die Forsher zum Wohle aller der Öfentlihkeit und der
Politik miteilen, am besten noh verbunden mit einer Handlungsanweisung. Zu
diesem Eindruk tragen die Forsher selbst ot genug bei, denen ein solhes Ver-
ständnis shmeihelt. Um ein realistisheres Bild der Klimaforshung zu zeihnen,
muss man manhmal zu ganz anderen und auf den ersten Blik überrashenden
Mitteln greifen. Die Literatur und die Kunst sind den Wissenshaten in Hinsiht
auf die Genauigkeit und Aufmerksamkeit, die sie den Dingen widmen, siherlih
ebenbürtig. Die Kunst der exakten und dihten Beshreibung auf Basis einer
genauen Beobahtung indet sih in der Ethnographie genauso wie im Journalismus.
Beide sind fähig, soziale Vorgänge in einer atmosphärishen Dihte wiederzugeben.
Es ist ein Glüksfall, dass es ein solhes Kunststük, eine solhe dihte Beshreibung
